Tauschgeschäfte

„Nichts lag näher, als die Release-Party (..) in der ältesten (..) Burg Deutschlands zu präsentieren. (..) Unzählige Heroen waren geladen und unzählige Heroen waren erschienen, um diesem Feste ihren Tribut zu zollen. An dem, mit frischem Obst und frischem Gemüse nebst frischen Pilzen geschmückten Bankett, fanden sich schon kurz nach Bekanntgabe des Herolds viele edle Heroen ein. (..) Doch dem nicht genug, auch die holden Ritter namens Sir Kühnemund zu Dortmund, Sir Schöwe zu München, Sir Krofta zu Karlsruhe und unserem Sir Odermatt zu Ergenzingen nahmen Platz an der Tafelrunde (..). Zuerst ward ein unbeschreibliches Mahl getischt, mit Wildsau und Pfeffersauce...“  Heavy oder Was!? Nr. 40

Und da saßen sie, alles Presse-Pack vereint, und stopften sich ihre geschmierten Bäuche voll. So könnte man das oben geschilderte Szenario auch darstellen, zeigt dies doch einmal mehr, wie abscheulich und verachtenswert dieser Mechanismus in der „Szene“ doch abläuft. Eine Veröffentlichung steht an (in diesem Falle die neue Grave-Digger-CD) und eine entsprechende Feier wird abgehalten, zu der das wichtige Pressevolk eingeladen wird. Klar, daß man sich sowas nicht entgehen läßt, es gibt ja was umsonst, Fressen und Saufen bis zum Abwinken, ein bißchen Small-Talk zwischen den einzelnen Magazinen, schließlich ist man ja wer in der „Szene“, gegenseitiges Schulterklopfen und Anekdoten-Erzählen der „Ich-tu-Dir-nichts-tu-Du-mir-auch-nichts“-Schreiberlinge, die schon gar nicht mehr merken, wie sie von den Labels auf solchen Feiern geschmiert werden. Geschmiert mit Essen und Trinken, mit Promo-Artikeln und freundlichen Musikern und das Ende vom Lied sind dann die automatisch erfolgenden guten Kritiken und unkritischen Interviews, alle zur selben Zeit mit den gleichen Fragen in den verschiedenen Heften und alle sind´s zufrieden: Die Party und das ausgegebene Geld kommen durch verkaufte Scheiben wieder rein, die „Presse“ hat sich für erwiesene Gefälligkeiten mit guten Reviews bedankt.

Versteht mich nicht falsch, es geht hier gar nicht um diesen speziellen Fall der Grave-Digger-Party (die CD ist ja auch wirklich gut, das sollte man auch ohne Einladung feststellen können), sondern um diesen als beispielhaft für die Abläufe in einer vollkommen korrupten „Szene“, die nur auf gegenseitigem Geben und Nehmen beruht; da werden Flüge organisiert, Burgen gemietet, nach Schottland geladen, auf Schweizer Berge, was auch immer und die geschmierte und mit Fremdgeldern geduldete Journaille macht sich auf und fröhlich bei dem Spielchen „Naturalien gegen gute Kritiken“ mit. Auf der anderen Seite faseln sie dann mit stolzgeschwellter Brust was von Unabhängigkeit, während sie wenig später schon wieder zum Telefon greifen, um noch die eine oder andere Werbeanzeige zur Deckung der Kosten zu ergattern.

Besonders abscheulich sind die sogenannten „Fanzines“, die so tun, als ob sie nur aus Freude zur Musik arbeiten würden und auf der anderen Seite nicht einen Pfennig in ihr Blättchen stecken wollen - diese Typen geifern nach allem, was ihnen die großen Blätter vom Kuchen übriglassen, kriechen unter der Tafel herum, an der Kühnemund & Co. sitzen und schlagen sich um die Krümel, rennen stolz mit ihren Pässen auf Konzerten rum und machen ein wichtiges Gesicht, Milchbärte, die noch nie mit ihrer Kohle für ihr Geschreibsel geradegestanden sind, sich kaum mal eine CD, geschweige denn eine Konzertkarte kaufen müssen und die nichts weiter wollen, als „dazuzugehören“ - Ihr seid das Letzte...

Was nun die geschilderte Szene zu Beginn angeht, kamen mir spontan zwei Gedanken, die ich hier an den Schluß stellen will:

„Sir Krofta zu Karlsruhe“ - wer bist Du überhaupt, daß Du unsere Stadt mit Deinem bestochenen Gewissen besudeln mußt???

„Sir Kühnemund zu Dortmund“ - gab es im Mittelalter auch schon Übergrößen, um Typen wie diesen in eine Rüstung zu zwängen??

Das Mortal Sin grüßt euch alle per Mittelfinger!!!

Frank