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QUEENSRYCHE
Operation Mindcrime II
Hand aufs Herz, ich fand (und finde
immer noch) den Klassikerstatus des ersten Teils aus den 80ern
reichlich übertrieben, Vergleiche mit Konzeptscheiben wie “The
lamb lies down on Broadway” oder “The Wall”, die wirklich
Musikgeschichte geschrieben haben, sogar absolut daneben. „OM“ war eine
gute Scheibe trotz schwachbrüstiger Produktion, die klar hinter
„The Warning“ und „Rage for Order“ zurückblieb. So konnte ich also
gerade aufgrund der enttäuschenden letzten Scheiben der Band
relativ unbefangen an die neue CD herangehen und muß sagen,
daß ich sie viel beser finde als ich gedacht hätte.
„I´m American“ kommt gleich schnell und (für
Queensryche-Verhältnisse) recht heftig, besitzt ein tolles Solo
und Geoff Tate singt wie ein Gott. Bei insgesamt 15 Songs (2 Intros mal
weggelassen) schleicht sich natürlich auch mal ein Füller
ein, Sachen wie „The Hands“, „Hostage“ oder „Fear City Slide“ sind aber
ebenso gelungen wie die weibliche Stimme, die bei „If I could change it
all“ und „An international confrontation“ für Gänsehaut sorgt
und für mich die beste Queensryche-Scheibe seit vielen Jahren
(genauer seit „Empire“) abrundet. Überzeugt euch bei einer
Hörprobe selbst!
Frank
VENOM
Metal Black
Wohl der letzte Versuch, an alte
Zeiten anzuknüpfen, einfach den Titel des eigenen Klassikers
umgedreht und drauflos gebolzt. Herausgekommen sind 14 Songs, die sich
alle sehr ähnlich sind, gezielt dreckig und irgendwie
undifferenziert produziert wurden und nicht weiter auffallen – versteht
mich nicht falsch, das alles ist sicher nicht schlecht, aber die Zeiten
sind andere, bewegen oder gar Zeichen setzen können die
Urväter des Black Metal nicht mehr. In den Titelsong könnt
ihr aber getrost mal reinhören, der hebt sich wenigstens ein
bissel vom Rest der schön aufgemachten Scheibe ab. Ansonsten nicht
der Rede wert.
Frank
MYSTIC
PROPHECY
Savage Souls
Von MP hatte ich nichts Positives in
Erinnerung, typische Power Metal-Durchschnittslieferanten wie so viele
heutzutage. Die neue CD hörte ich mir an, weil ich mal wieder Bock
auf eine Metal-Scheibe hatte und mir diese hier unter den
Neuerscheinungen beim MM aufgefallen war; schon bei den ersten Takten
des Openers „Shadows beyond my soul“ traute ich meinen Ohren nicht. Und
was ist das da an Nr. 2: „Master of Sins“, was für eine
Granate...fetteste Riffs, aggressiv, pfeilschnell und genau zwischen
die Augen, glasklarer druckvoller Sound und dazu in Roberto Liapakis
ein Sänger, der genau DAS ausmacht, was vielen anderen
„Metal“-Bands fehlt – sein Organ kommt rauh und melodisch, eher auf der
Jeff Scott Soto- / Tony Martin-Schiene angesiedelt als auf der
Eunuchen-Seite und veredelt geile Banger wie „Evil Empires“ (die sachte
angedeuteten Growls zu Beginn sind NUR genial und vielleicht eine Idee
für die nächste CD?!), das alles vernichtende „In the
darkness“ (DAS ist METAL), „Deception of Hate“, „Sins and sorrows“ oder
„Nightmare of Demons“, da bleibt echt kein Auge trocken. Mit dem
getragenen Rauswerfer „Into the fire“ kommen sogar
Gänsehaut-pur-Momente auf, die famosen Leadgitarren zu Beginn
zeugen neben den genannten Songs von der Weiterentwicklung einer Band,
die ich bis jetzt nicht auf der Rechnung hatte. Richtig geiler Power
Metal mit feinen Riffs, erstklassigem Sound und Gesang (der Sänger
hat die Scheibe auch noch produziert..), der mir hundertmal besser
gefällt als der anderer deutscher Bands wie Brainstorm und Co..
Nach Mercenary (auch wenn die ziemlich anders klingen und ein wenig
Death-/Black-metallischere Atmosphäre verbreiten) endlich mal
wieder eine Metal-CD, die ihren Namen auch verdient. Das schmucke
Digi-Book enthält auch noch eine Live-DVD mit nem Gig, der in
Bochum aufgenommen wurde (hab ich zum Zeitpunkt dieser Kritik aber noch
nicht gesehen), also massig Value for money. Unbedingt reinhören!
Frank
ENSIFERUM
Dragonheads
Sollte ich die von mir blind gekaufte
neue EP von Ensiferum zusammenfassen, so fiele mir ein Wort ein:
Unauffällig. Noch ein wenig unauffälliger als „Iron“, obwohl
sowohl dort als auch hier ganz sicher keine schlechten Songs im Sinne
des Wortes am Start sind. Der Titelsong ist guter Standard (und der
einzige neue Song), das nachfolgende „Warriors Quest“ wieder einer
jener langsam-getragenen Titel, von denen mir auf „Iron“ schon zuviele
gewesen sind, Song Nr.3 ist gar NOCH langsamer und ruhiger (allerdings
auch keine 2 Minuten lang), bevor es mit „White Storm“ den
härtesten und schnellsten Songs zu hören gibt. Ein
Amorphis-Cover hätten wir dann noch, welches nicht der Rede wert
ist sowie ein „Finnish Medley“ betiteltes Stück, welches aus 3
Stücken besteht ohne sonderlich schnell oder hart zu sein und
deutlich macht, daß hier etwas fehlt, genauso wie auf den anderen
Songs auch. Die Rasanz, die überschäumende Spielfreude, die
überraschenden Ideen und guten Einfälle, die
mitreißenden Melodien, all das, was das Debut noch hatte, sind
irgendwie verloren gegangen. Falls Euch „Iron“ aber genauso gut wie der
Erstling gefallen hat, dann macht ihr auch hier keinen Fehler, zumal 8
€ für 25 Minuten Musik, eingehüllt in ein schönes
Artwork mit allen Texten sicher nicht zuviel Geld sind.
Frank
NEAERA
Let the tempest come
Aufgrund der Tatsache, daß ich
die auf CD gepreßten Infos zur Band immer erst nach dem
Hören auf der heimischen bzw. Auto-Anlage auf dem PC zu sehen
bekomme, war ich sehr überrascht, daß wir es hier mit einer
deutschen Formation zu tun haben. Die 10 Songs plus 1 Instrumental
klingen so dermaßen gut, daß ich auf eine der
unzähligen feinen Skandinavien-Combos getippt hätte;
stattdessen nageln die aus Münster / Westfalen stammenden Jungs
hier ein Melodic Death Metal-Brett auf CD, daß einem die Kinnlade
runterklappt: Melodische Doppel-Leads vom feinsten, abwechslungsreicher
Gesang, der zwischen Mille-artigen Vocals und tiefen bösartigen
Growls wechselt, Knaller-Songs wie „Paradigm Lost“, „Heavenhell“ oder
„Scars of Gray“, das alles verpackt in eine fette Produktion, die in
den dänischen Hansen-Studios erledigt wurde (wo u.a. Communic
ihren Götterstreich aufgenommen haben) und fertig ist eine sehr
gute CD, die ich euch allen wärmstens empfehlen kann. Unbedingt
vormerken (VÖ 7.4.06)!!
Frank
FRAGMENTS
OF UNBECOMING
Sterling Black Icon
Wenn ich mich recht erinnere, hatten
wir den Vorgänger positiv besprochen (ich mag mich aber auch
täuschen, wir sind ja nicht mehr die Jüngsten *g*), also
legte ich die Scheibe recht gespannt in den Player, um gleich zu Beginn
des Titelsongs festzustellen, daß ich immer dann so meine
Probleme hatte, wenn das Gaspedal zu sehr bemüht wurde; das
Geknüppel des Schlagzeugers macht dann nämlich den Rest der
Instrumente platt und klingt noch dazu ziemlich scheppernd, also nicht
unbedingt was für mich. Glücklicherweilse halten sich diese
Momente in engen Grenzen und gerade der Titeltrack ist ein
Paradebeispiel für feinen Melodic Death mit noch feinerer
Gitarrenarbeit. „Dear Floating Water“ kommt ebenfalls voll nach meinem
Geschmack, 7 Minuten richtig feiner Sound, so muß es sein! Im
weiteren Verlauf stechen mit „ A faint Illumination“, „Ride for a
fall“, „Live for the moment, stay til the end“oder „Stand the tempest“
noch weitere Songs heraus, bei letzterem oder auch beim
geknüppelten „Scythe of scarecrow“ erinnert mich die Band (auch
aufgrund der teils extremen Growls, die an meiner persönlichen
Geschmacksgrenze liegen, zum Glück aber wie die Blasts nur selten
eingesetzt werden) ziemlich an Morbid Angel, wenn auch die Gitarren
entschieden mehr Melodie rüberbringen. Unterm Strich eine der
besseren VÖ´s der letzten Zeit, ob das allerdings reicht, um
sich auf einem voll besetzten Markt durchzusetzen, bleibt abzuwarten.
Entscheiden werdet wie immer Ihr, und zwar ab dem 24.03.06.
Frank
Zeitsprung!
Nachfolgende 4 Scheiben konnte ich
letzt für 4,99 € pro Stück ergattern (Zweitausendeins sei
Dank) und meine Sammlung weiter auffüllen. Es handelt sich um
kleine, aber feine Scheiben aus einer Zeit, in der vieles besser und
vorallem die Musik noch neu war.
So let´s go way back into the
80´s…
SAXON
Same
Saxon´s 79er Debut fehlte mir
noch und als sich die gerade einmal 28-minütige (!) Scheibe bei
mir im Player drehte, dachte ich, daß Biff & Co. verdammt gut
bei Thin Lizzy aufgepaßt hatten; viele Passagen wurden mit
schönen melodischen Doppel-Leads versehen, was aber nicht
vertuschen sollte, daß Songs wie „Stallions of the Highway“ oder
„Frozen Rainbow“ frühe kleine Meisterwerke in Sachen Hardrock
gewesen sind, sehr melodisch und teils auch mit ruhigeren Passagen
durchsetzt. Daß die Band ihren Weg noch suchte, beweisen die
Blues-artigen Gitarren bei „Judgement Day“ oder die
R´n´R-artigen Passagen bei „Still fit to Boogie“ oder
„Backs to the wall“. Beim Rauswerfer „Militia Guard“ handelt es sich
dann mitnichten um einen metallischen Beitrag, sondern um einen Song,
dessen Chöre (!) verdammt an Uriah Heep erinnern und mich immer
wieder schmunzeln lassen. „Saxon“ ist ein feines Debut gewesen, auch
heute noch, und es macht deutlich, wie sich die Band entwickelt und zu
ihrem eigenen Stil gefunden hat. Für nicht einmal 5,--€ ein
wertvoller Unterbau unter „Wheels of Steel“, „Strong arm of the law“
und all die anderen.
Frank
GARY
MOORE
We want Moore (Live)
Die Doppel-LP hab ich mir als
Moore-Fan ´84 natürlich gekauft und mit Freude festgestellt,
daß bei den Tourdaten auch das von mir seinerzeit besuchte
Karlsruher MOR vom September 1984 aufgeführt wurde; die remasterte
CD bietet geradezu einen klassischen Hardrock-Sound, druckvoll und
knochentrocken, und bei längeren Ausführungen von Knallern
wie „Murder in the skies“ (mit klasse zweistimmigem Gesang zusammen mit
Neil Carter), „Victims of the future“ oder „Shapes of things“ bleibt
kein Auge trocken. Moore frickelte sich nicht durch die langen
Solopassagen, sondern SPIELTE, legte Wert auf Melodien und Gefühl,
so wie beim überlangen „Empty Rooms“ bzw. dessen Intro „So far
away“, Gänsehaut pur! Eine Kerze voller Glückseligkeit kann
man dann beim Bonus-Track „Parisienne Walkways“ anzünden – dieser
ist zwar als „Edit“ (wobei nur die Ansage fehlt) schon auf der feinen
Moore-Zusammenstellung „Out in the fields – The Very Best of“
erschienen, das ändert aber nichts an der Tatsache, daß wir
es hier mit einem der feinsten Live-Stücke aller Zeiten zu tun
haben: Der Moment, als Phil Lynott die Bühne betritt, oh Mann, man
kann ihn richtig von der Seite reinkommen sehen, die Leute flippen
total aus, er genießt den überschwänglichen Applaus und
dann....“I remember Paris in ´49...“ da bekomme ich Tränen
in die Augen, so klasse ist das..!! Am Ende Massenhysterie und sicher
nicht nur von meiner Seite wehmütiges Gedenken an den
Ex-Lizzy-Boß, may you rest in peace, Phil.. unterm Strich
über 70 Minuten bester Hardrock und nicht nur im Sonderangebot ein
absoluter Pflichtkauf!
Frank
WHITESNAKE
Come an´ get it
Yeahhhhh!!! Whitesnake waren irgendwie
anders mit ihren am ehesten an alte Purple-Sachen angelehnten Riffs,
den Blues-Einflüssen (nie zuviele allerdings) und dem live stets
ultramacho-mäßig rumbrüllenden und –tobenden David
Coverdale. Und ihre Platten hielten dieses Niveau lange Zeit, auch und
gerade diese hier. Knackiger Hardrock allerbester Qualität, der
seine Höhepunkte im treibenden, knochentrockenen Titelsong, dem
knalligen „Don´t break my heart again“ (alleine der Beginn mit
Jon Lords göttlicher Hammond-Orgel ist das Geld für die CD
wert) sowie dem witzig mit Klavier eingeleiteten Fetzer „Wine, Women
an´Song“ findet. Doch auch die anderen Songs sind ihr Geld wert
(vorallem wenn wir von lächerlichen 4,99 € reden, hihi), „Child of
Babylon“, „Hot Stuff“ oder „Hit an´run“ fangen perfekt den
damaligen Zeitgeist ein und machen deutlich, warum auch Fans der
„richtig harten“ Bands wie Maiden, Priest, Motörhead oder Saxon
damals neben Rainbow (die sich ´81 schon auf dem absteigenden Ast
befanden und ihre Zeit vor Whitesnake hatten) auch und gerade so auf
David Coverdales Band abgefahren sind.
Frank
MARILLION
Misplaced Childhood
Das Original besaß ich schon,
aber die Remaster-Version mußte für diesen Preis einfach
sein. Was ist das immer noch für eine geile Scheibe....und das
nicht nur wegen der beiden Hits „Kayleigh“ und „Lavender“. Das hier ist
die große Kunst melodischen (Prog-) Rock, mit Songs für die
Ewigkeit. „Childhoods End“, „White Feather“ oder das großartige
„Hearts of Lothian“ verbinden faszinierende Atmosphäre mit dem
fantastischen Gesang von Ex-Frontmann Fish und markieren einen
Höhepunkt, den Marillion mit dem Nachfolger „Clutching at straws“
nicht mehr erreichen konnten, von den grausigen und weitgehend
unbeachteten Versuchen mit seinem Nachfolger ganz zu schweigen. „MC“
und „Script for a jesters tear“ sind bis heute gültige
Meßlatten für tolle Rockmusik und ein Muß für
jeden Fan anspruchs- und stimmungsvoller Musik.
Frank
Martin
King:
Hoolifan – 30 years of Hurt (Buch)
Bill Buford
Geil auf Gewalt – Unter Hooligans
(Buch)
Mit großem Interesse habe ich
diese beiden hochgelobten Bücher gelesen und meine Meinung
über die beiden könnte nicht gegensätzlicher sein. Hier
„Hoolifan“, geschrieben von einem der führenden Köpfe der
Chelsea-Hools, dort „Geil auf Gewalt“, geschrieben von einem
Journalisten, der sich unter ManU-Hools geschmuggelt hat und mit ihnen
durch Europa gereist ist. Wenn dem so war....ich weiß nicht, aber
die Geschichten in „GAG“ (ob die Abkürzung ein willkommenes
Wortspiel darstellt..?!) wirken irgendwie unecht und
unglaubwürdig, der Schreibstil zeigt in jedem Wort, daß hier
ein Außenstehender berichtet, einer, der vielleicht auch mehr
draus macht, als gewesen ist. Einer, der vielleicht erfindet? Das soll
keine Unterstellung sein, zumal ich das auch nie beweisen könnte,
als einer, der seit über 30 Jahren zum Fußball geht, seit 20
Jahren alle Heimspiele seines KSC und weit über 200
Auswärtsspiele in aller Herren Länder gesehen hat, ist es
einfach eine Ahnung, eine totale Abneigung gegen das, was geschrieben
steht, eine Abneigung, die ich nicht mal begründen
kann....“Hoolifan“ hingegen kommt knallhart und realistisch, da ist
nichts Aufgebauschtes, sondern einfach nur pure Schilderung, wie man in
den 70er und 80ern die Fanblöcke der gegnerischen Mannschaften
(auch und gerade in deren Stadion!) stürmen und besetzen konnte
und der Fußball, das, um was es eigentlich geht, nur am Rand
vorkam. Ehrlicher und viel überzeugender als „Geil auf Gewalt“,
wie ich finde, zu dem der Autor auch Stellung nimmt und es mit
wesentlich deutlicheren Worten verdammt, als ich das hier tue. Die
Gewalt verdammt der Autor auch nicht, aber er will es auch gar nicht,
er stellt sie einfach nur dar, berichtet über Vorfälle, die
es gegeben hat und überläßt es jedem selbst,
darüber zu urteilen – das ist verdammt hart zu lesen, aber man
muß es, um es zu realisieren, auch wenn man es nicht verstehen
muß.
Frank