BLIND GUARDIAN

And then there was Silence

Liebe Guardians,

“And then there was Silence”…wer hätte gedacht, daß der Titel Eurer neuen Maxi mal Aufschluß über unseren Kontakt geben würde? Nach über 15 Jahren, die wir uns schon kennen.... als wir das letzte Mal Mailkontakt mit Euch hatten (mit Magnus und Hansi, ihr hattet uns Eure privaten Mailadressen gegeben, die wir bis heute wie den letzten Ring bewahrt haben), meintet Ihr, sobald Ihr was Fertiges zum Vorspielen hättet, würdet Ihr uns Bescheid geben und wir könnten uns in Eurem Studio treffen und mal wieder einen Tag zusammen verbringen, so wie bei Euren letzten Scheiben auch, als wir vorher schon immer mal einen Eindruck der neuen Sachen von Euch bekommen und viel Spaß zusammen hatten.

Wir haben uns drauf gefreut, Euch mal wieder zu besuchen und seitdem mit Spannung auf eine Nachricht von Euch gewartet, die nie kam. Bald gab es erste Interviews in den Major-Mags und das RH konnte exclusiv die neuen Sachen hören. Da wurden wir stutzig – nicht, weil wir nicht die Ersten waren, die mal in neue Songs reinhören durften (wir sind realistisch genug, um zu wissen, wie wichtig die Präsenz in Mags wie dem RH für Euch aus kommerzieller Sicht ist, auch wenn wir Kühnemund & Co. zum Kotzen finden, aber das wißt Ihr ja), sondern weil wir einfach nichts von Euch gehört haben. Auch in der Zeit danach nicht.

Nun, dafür mag es sicher gute Gründe geben, schließlich hat eine Band, die so bekannt ist und so viel verkauft wie Ihr nicht gerade einfach mal so Zeit (wir haben das ja schon auf der letzten Tour bemerkt, wie schwer es für uns war, trotz von Euch gestellter Pässe an Euch ranzukommen, aber das bringt der Erfolg nun mal mit sich und kann auch nicht kritisiert werden, zumal Ihr genau die gleichen tollen Typen wie sonst auch in den letzten Jahren gewesen seid) und man kann ja auch mal was vergessen, also haben wir Euch (Magnus und Hansi) am 10.10. noch einmal angeschrieben, aber auch hier mit dem gleichen Ergebnis: Keine Reaktion.

Wir wissen nicht, woran das liegt (die Mailadressen stimmen noch, sonst wären unsere Mails ja wieder als nicht zustellbar zurückgekommen) und sind uns außer unserer ehrlichen Meinung, auf die Ihr immer so viel Wert gelegt habt, keiner Schuld bewußt. Oder habt Ihr Euch wirklich darüber geärgert, daß wir „Nightfall“ nicht gut fanden und einige Diskussionen mit Euch darüber hatten (bei der letzten Tour z. B., als wir uns in Stuttgart getroffen haben)? Das würde so gar nicht zu Euch passen und daher können wir das auch nicht glauben.

Also, Thomen, Magnus, André und Hansi, wenn Ihr dieses hier lesen solltet – wir würden uns immer noch freuen, was von Euch zu hören und unser so gutes und freundschaftliches Verhältnis nicht einfach so enden zu lassen. Wäre ein unwürdiges Ende nach über 15 Jahren, meint Ihr nicht auch?

Und wenn Ihr wissen wollt, wie wir die neue Maxi finden, dann lest einfach weiter:

Mein erster Eindruck, nachdem ich mir die Maxi gekauft hatte, war: Die Zeiten von „Traveller in time“ oder „Welcome to dying“ sind leider endgültig vorbei. Das hört sich allerdings schlimmer an, als es ist, denn das hatte ich auch bei „Nightfall“ gedacht, die ich seither keine 3 x mehr gehört habe, so sperrig, dunkel, schräg, verspielt und matschig produziert finde ich sie immer noch – das über 14-minütige Titelstück zeigt zum Glück, daß es auch anders geht und man auch einen Mittelweg finden kann. Hier werden viele unterschiedliche Stimmungen geschaffen, überschwenglich (pfeif doch auf die neue Rechtschreibung *g*) und nachdenklich, positiv und düster und dabei (und das ist das Entscheidende) stets melodisch und nachvollziehbar, verspielt und doch nie verfrickelt, „Return to Fantasy“ quasi, um mal mit Uriah Heep zu sprechen. Ich habe die CD in der kurzen Zeit, in der ich sie besitze (ein paar Stunden, während diese Zeilen entstehen), schon zigfach (und somit auch zigfach öfter) gehört als „Nightfall“, weil der Song klasse ist und es viele schöne Sachen darin zu entdecken gibt. Natürlich gehört auch noch ein zweiter Titel dazu, „Harvest of Sorrow“. Hierbei handelt es sich um eine schöne, orchestrale Ballade mit Folk-Einflüssen, ohne allerdings in die Nähe des „Bard´s Song“ zu geraten (und das meine ich nicht qualitäts-, sondern stilmäßig!) – wenn ich dann in irgendwo lese (leider weiß ich nicht mehr, wo das gewesen ist), daß „HOS“ alsbald auch ein von allen mitgesungener Titel vom Schlage eben jenes „Bard´s Song“ werden würde, dann zeigt das einmal mehr die völlige Inkompetenz mancher Schreiberlinge, die mit Superlativen völlig blind (oder besser taub) um sich werfen, nur damit was Reißerisches zu lesen ist. „HOS“ ist ein würdiger und ruhiger Abschluß einer gelungenen Maxi, die mir sehr gut gefällt und zugleich Hoffnung macht, daß auch das im März erscheinende neue Album der leider mittlerweile so schweigsamen Gardinen das hier gebotene Qualitätslevel halten kann (auch wenn´s ruhig mal wieder ein schöner schneller Song sein darf, gell). Diese CD könnt Ihr ausnahmsweise mal wieder blind kaufen, denn gerade wenn Ihr „Nightfall“ nicht so sehr mochtet wie die früheren Sachen (die bis dahin allesamt klasse gewesen sind), werdet Ihr mit „ATTWS“ glücklich sein. Und wenn die Burschen dann endlich mal wieder was von sich hören lassen, sind wir es auch.

Frank