Vor kurzem stieß ich beim Aufräumen (!) auf eine von mir verfaßte und ausgedruckte (und natürlich nirgendwo gespeicherte) Dio-History, bereits fertig gesetzt, ist das zu glauben? Ich hatte die Story vor längerer Zeit geschrieben, bevor wir ins Internet umgezogen sind und irgendwie verschwand sie aus meinem Gedächtnis. Was soll´s, hier ist sie, nochmals abgetippt (...), aktualisiert und verbunden mit der Hoffnung, daß der kleine Sänger mit der großen Stimme mit seiner neuen CD „Magica“ wieder an alte Zeiten anknüpfen kann. Viel Spaß!
Dio – dieser Name hat sich für immer in meinem Kopf festgesetzt und auch mein schwermetallisches Herz erobert; unvergessen sind Meisterwerke wie Rainbow´s „Rising“, Black Sabbath´s „Heaven and hell“ oder Dio´s „Holy Diver“, ebenso unvergessen wie die geniale Zeit Mitte der 80er, als die großen Namen der NWOBHM noch große Taten vollbrachten und ebensolche Erfolge feierten.
Zum ersten Mal hörte ich von Ronnie James Dio so um 1977/78 herum, als ich mir die ersten Rainbow-Scheiben gekauft hatte und für immer in den Bann dieser gigantischen Stimme geschlagen wurde. Doch bereits lange zuvor gab es diesen Sänger zusammen mit seiner Band Elf, mit welcher er 3 Alben aufnahm („Elf“, „Carolina County Ball“ und „Trying to burn the sun“), die zwischen 1972 und 1975 erschienen und Hardrock der eher unspektakulären Sorte boten, wobei Dio´s Stimme damals schon herausstach. Die ersten Erfolge stellten sich ein, als man im Vorprogramm der Hardrock-Legende Deep Purple spielen durfte und sich damit gleichzeitig sein eigenes Grab schaufelte! Der seinerzeit bei Purple recht unzufriedene Ritchie Blackmore nahm während der „Stormbringer“-Phase einige seiner Favoriten auf und erinnerte sich hierbei an seine ehemalige Vorgruppe Elf, die er ins Studio bestellte. Dies bedeutete für Ronald Padavona´s (so heißt der gute Dio wirklich, aber das wißt ihr sicher alle schon, oder?) Cousin und Gitarrist Rock Feinstein eine erste Zwangspause, denn Blackmore duldet bekanntlich keinen zweiten Gitarristen neben sich, warum auch?! Nun denn, Ritchie war fürs Erste zufrieden, machte die 74er-Tour noch mit und stieg dann bei Deep Purple aus, um seine zuvor aufgenommenen Songs mit Elf zu veröffentlichen. Der Name dieser neuen Band lautete Rainbow, und um jeden Zweifel zu beseitigen, wessen Band dies war, wurde Ritchie´s Name noch davorgehängt, was die Promotionarbeit natürlich wesentlich einfacher machte. Und genau ab diesem Zeitpunkt war Elf-Gitarrist Rick Feinstein dann wirklich arbeitslos und wußte, daß er sich zumindest für diese Konstellation das falsche Instrument ausgesucht hatte (er gründete dann The Rods, die aber bis auf einige Insider eigentlich niemanden so recht interessierten).
Das Debut von Ritchie Blackmore’s Rainbow erschien 1975 und brachte geniale Hardrock-Songs, die auch heute noch live gespielt werden, als da wären „Catch the rainbow“ (gefühlvolle Ballade), „Man on the silver mountain“, „Still I’m sad“ (Instrumental) oder „Temple of the king“ (ohne Worte, muß man gehört haben!). Da die Songs jedoch bereits vor Blackmore´s Ausstieg bei Deep Purple geschrieben wurden und somit älteren Datums waren, schoben Rainbow 1976 gleich noch ein zweites Meisterwerk nach: „Rising“! Und wahrlich, bei Songs wie dem himmelwärts strebenden „Stargazer“ erhob sich der Regenbogen majestätisch über dem Hardrock-Firmament und blickte gnädig auf die Reste der gerade auseinandergefallenen Deep Purple und alles andere, was es an Bands noch gab, herab. Doch auch „Tarot Woman“, „Starstruck“ oder das wie „Stargazer“ ebenfalls über 8-minütige „A light in the black“ ließen alle, denen Purple damals zu sehr in Richtung Funk und Soul abdrifteten, erleichtert aufatmen und die Läden stürmen. Rainbow indes lebten nicht nur von songwriterischen Glanzleistungen (alle auf den Mist von Blackmore und Dio gewachsen), sondern machten insbesondere durch ihre Konzerte auf sich aufmerksam; dort wurden die Songs durch lange Improvisationen zu wahren Erlebnisreisen, sicher geleitet vom kleinen Dio, der in seinem langen sternenbedeckten Umhang nicht selten wie ein Zauberer aus einem Märchen aussah.
Die Band war klug genug, um zu bemerken, daß man diese grandiose Tour festhalten mußte und veröffentlichte 1977 das Doppel-Live-Album „On Stage“, einen Klassiker unter all den genialen Hardrock-Scheiben der 70er, mit tollem Sound, herausragenden musikalischen Leistungen sowie den gewohnt ausführlichen Versionen von „Catch the rainbow“ (hier kann man Dio´s Gesang förmlich spüren!), „16th Century Greensleeves“, „Man on the silver mountain“ oder „Still I´m sad“, welches im Gegensatz zu seinem Studio-Pendant mit Text und fantastischem Gesang von Dio unterlegt wurde. Mit „Mistreated“ gedachte Dio seiner Vergangenheit bei Deep Purple und ein neuer schneller Song namens „Kill the king“ eröffnete das Set. An dieser Stelle sei vermerkt, daß die CD-Version trotz digitaler Abmischung der Masterbänder nicht einmal ein Zehntel der Power des LP-Sounds besitzt und zum Enttäuschendsten zählt, was die Verfechter des sterilen Disc-Sounds je fabriziert haben.
Wer nun gedacht hatte, der Regenbogen würde langsam aber sicher wieder verblassen, hatte sich getäuscht, denn 1978 kam mit „Long live Rock´n´Roll“ noch ein Meisterwerk, welches sich den 3 Vorgängern nahtlos anschloß, ohne auch nur eine Sekunde lang den Gedanken an Kritik aufkommen zu lassen (nicht umsonst steht diese Platte bis heute als meistverkaufteste Rainbow-LP in den Annalen): Der schnelle Titelsong sowie das vom Live-Album bekannte noch härtere „Kill the king“ eröffneten beide LP-Seiten furios, während das von einem wunderschönen Refrain getragene „Lady of the lake“ erneut Dio´s Stimme in den Mittelpunkt rückte. Bei „Gates of Babylon“ wurde stimmungsvoll an „Stargazer“ angeknüpft und die Ballade „Rainbow eyes“ kam zerbrechlich und zart mit Streichern daher, während „L.A. Connection“ oder „Sensitive to light“ urtypischen Rainbow-Hardrock boten. Die Reaktionen auf die Platte waren euphorisch und die LP ging weg wie die berühmten warmen Semmeln, dennoch aber war Maestro Blackmore aufgrund des nur in Europa und Japan ausgelösten Rainbow-Booms nicht restlos zufrieden und machte sich nach der anschließenden Tour für eingängigere Songs stark. Hier kam es zum Konflikt mit Dio, der so weitermachen wollte wie bisher und weil Rainbow nunmal Blackmore´s Band war, mußte er gehen (er hat allerdings stets behauptet, selbst gegangen zu sein, immer dasselbe Spiel) und wurde von Graham Bonnet ersetzt, mit dem „Down to earth“ aufgenommen und der leise Abgesang einer großen Band eingeläutet wurde.
Dio erhielt alsbald eine Anfrage der nach dem Abgang von Ozzy Osbourne schwer angeschlagenen Black Sabbath und nahm den Job dankend an. 1980 erschien das Ergebnis dieser Zusammenarbeit und wenn ich meine 10 Lieblingsscheiben aller Zeiten aufzählen müßte, wäre „Heaven and hell“ mit dabei: Es fällt schwer, meine Gefühle für diese Platte in Worte zu fassen, denn wir schrieben wie gesagt 1980 und viele junge Musikhörer wie der Verfasser dieser Zeilen entdeckten neben den Newcomern wie Iron Maiden, Saxon oder Accept auch Black Sabbath neu. Klar, die meisten kannten die bekanntesten Sachen mit Ozzy, zumindest mir waren diese Dinger aber zu monoton und simpel, zudem waren Sabbath mit Ozzy eine Band der Älteren, derjenigen, die schon länger HR/HM hörten, keine Band von uns Jüngeren wie eben Maiden oder Saxon, die auch erst am Beginn standen. Mit der Hinzunahme Dios ergab sich eine völlig neue Konstellation, alle waren wir gespannt, wie das den Sound der alten Legende verändern würde und als mit „Neon Knights“ gleich zu Beginn der LP eines der geilsten Riffs aller Zeiten ertönte, war klar, daß sich Sabbath einer für sie lebensnotwendigen Wandlung unterzogen hatten, die Songs wurden melodischer und eingängiger als früher, härter noch dazu. Es folgten „Children of the sea“, mystisch und düster, mit schöner akustischer Einleitung, „Lady evil“ sowie der epische Titelsong mit einer Textzeile, die ich zusammen mit Maiden´s „Number of the beast“-Einleitung sowie Saxon´s „Princess of the night“-Eröffnung mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde: „The world is full of kings and queens, who blind your eyes then steal your dreams, it´s heaven and hell“. Über 7 Minuten lang schwankte die Band zwischen treibenden Rhythmen und schwerfällig stampfendem Tempo, bevor mit obiger Textzeile das Gaspedal durchgetreten wurde, um den Song dann am Ende mit sanften akustischen Gitarrenklängen ausklingen zu lassen. „Wishing well“ eröffnete Seite 2 dann wieder schnell und hart, während man mit dem verlockend-grausamen „Die young“ den Keyboards eine tragende Rolle als Vermittler greifbar naher Atmosphäre zugestand. Über allem thronte die nach wir vor einmalige Stimme von Dio, der mit seinen mystischen Fantasy-Texten die bereits bei Rainbow eingeschlagene Linie nahtlos fortsetzte. Die beiden abschließenden Songs waren dann zwar nicht so genial wie der Rest, was der Tatsache, daß „Heaven and hell“ bis heute als unerreichter Sabbath-Klassiker dasteht, keinen Abbruch tut. Die Reaktionen waren sehr gut, „Neon Knights“ erreichte Platz 22 der englischen Single-Charts und viele Fans reihten „Heaven and hell“ in die Reihe der damals erschienenen Klassiker vom Schlage „Strong arm of the law“, „British Steel“, „Iron Maiden“ oder „Back in black“ ein (das Booklet der remasterten CD bestätigt dies mit der Aussage „Heaven and hell“ gave the band a whole new generation of fans too young to remember when „Paranoid“ was a hit ten years earlier“ ).
Es war eine neue Zeitrechnung angebrochen, die großen Hardrock-Bands der 70er hatten abgedankt, Led Zeppelin und Deep Purple gab es nicht mehr, Uriah Heep waren nach der poppigen 78er-LP „Fallen Angel“ in der Versenkung verschwunden und Thin Lizzy durchlebten just zu diesern Zeit mit „Chinatown“ eine kleine Schwächeperiode – blieben die neuen, hungrigen Bands, die ihre ersten Scheiben veröffentlichten und große Erfolge feiern konnten, Maidens Debut schlug wie eine Bombe ein und erreichte Platz Nr. 4 in England, Saxon, Def Leppard und Accept schlossen mit überragenden Scheiben auf, während die schon Mitte/Ende der 70er tätigen Bands wie Priest, Motörhead, AC/DC oder die Scorpions nun vom neuen Boom profitierten und die Früchte ihrer Arbeit ernten konnten (auch hierzu findet sich ein interessantes Zitat im Booklet von „Heaven and hell“: „Heavy Metal had been considered redundant since the early Seventies with the press ignoring the genre in favour of Punk and New Wave, despite the fact that bands such as Judas Priest, AC/DC and Motörhead had no problems selling out venues all over the country during the late Seventies“ ). Nicht zu vergessen Ozzy Osbourne, der 1980 ebenfalls einen Klassiker am Start hatte (das phantastische Debut „Blizzard of Oz“ nämlich) und David Coverdale´s Band Whitesnake, die ebenfalls im großen Stil abräumten und die zusammen mit allen anderen genannten Bands die Speerspitze dieser New Wave Of British Heavy Metal genannten Bewegung stellten, der sich auch die Pfeifen der Musikpresse nun nicht mehr länger verschließen konnten.
Black Sabbath waren sich ihrer neugewonnenen Popularität sehr wohl bewußt und es dauerte auch nur ein Jahr, bis mit „Mob Rules“ ein würdiger Nachfolger in den Läden stand. Erneut hatte es die Band verstanden, mit einigen Klassikern rüberzukommen, so etwa den für den Zeichentrickfilm „Heavy Metal“ verwendeten schnellen Titelsong, den an „Neon Knights“ erinnernden Opener „Turn up the night“ (erreichte als Single immerhin Platz 37) sowie das düstere „Sign of the southern cross“. „Voodoo“ wurde des öfteren sogar im Radio gespielt (auf SDR 3, Treff nach 2, das waren noch Zeiten...), während das epische „Falling off the edge of the world“ einen weiteren Höhepunkt darstellte. Getreu dem Rainbow-Konzept, nach 2 Studio-Knallern eine Live-LP aufzunehmen, begann die Band ihre US-Tour mitzuschneiden; Dio plante, eine Solo-LP aufzunehmen und promotete diese im Vorfeld so gut es ging, was Toni Iommi und Geezer Butler (den beiden verbliebenen Ur-Mitgliedern, Drummer Bill Ward hatte im Vorfeld von „Mob Rules“ seinen Stuhl für Vinnie Appice geräumt) ebensowenig wie die Tatsache gefiel, daß beide von Dio ein wenig in den Hintergrund gedrängt wurden. Der Ärger setzte sich beim Mix von „Live Evil“ fort und als die Doppel-LP im Januar 1983 erschien, war das Ende der Fahnenstange erreicht, denn die Platte wies ein nach Dio´s Meinung viel zu langes „Heaven and hell“ mit viel zu langen Solopassagen auf (das sich zu allem Übel auch noch über 2 LP-Seiten verteilte) und zudem hatte man seinen zweiten Namen auf dem Cover weggelassen, auf dem nur Ronnie Dio stand. „Live Evil“ ist eine schwache Scheibe, wie ich finde, schwach im Sound und schwach in Sachen Publikum, das Gepfeife des US-Publikums nervt ohne Ende und dessen Lautstärkepegel bleibt stets gleich leise und kaum zu hören. Zu allem Überfluß war 2 Monate zuvor auch noch ein Live-Doppel-Album von Ozzy Osbourne mit alten Sabbath-Songs erschienen („Speak of the devil“, aufgrund des hastig eingeflogenen Randy-Rhoads-Ersatzmanns Brad Gillis auch nix Besonderes) und machte die Verzögerung des eigentlich für August ´82 geplanten „Live Evil“-Werkes noch ärgerlicher.
Dio ging und er nahm Drummer Appice gleich mit (der sich über die winzig kleine Namensnennung auf dem „Live Evil“-Cover auch geärgert hatte), um seine neue Band Dio an den Start zu bringen. Hierzu sicherte er sich die Dienste des jungen irischen Gitarristen Vivan Campbell (zuvor bei Sweet Savage, von denen hab´ ich auf dem „NWOBHM-Revisited“-Sampler zum ersten Mal was gehört, die kannte damals kein Mensch) sowie des alten Rainbow.Mitstreiters Jimmy Bain (bs) und nahm die im April ´83 erschienene LP „Holy Diver“ auf. Unnötig eigentlich zu erwähnen, daß wir es hier erneut mit einem Hammer zu tun hatten, auf den ich sehnsüchtigst gewartet hatte und der gleich beim knallharten, schnellen Opener „Stand up and shout“ klarmachte, daß hier das alte Qualitätslevel gehalten wurde. Auch der folgende Titelsong (langsam eingeleitet und dann in einen treibenden Stampfer bester Qualtität wechselnd) ragte heraus, ebenso wie das mit einer akustischen Gitarre eingeleitete „Don´t talk to strangers“, welches nur wenig später mit einem brachialen Riff und inhaltsschwerem Text aufwarten konnte: „Don´t dream of women, cause the´ll only bring you down“, ha ha.... „Rainbow in the dark“ zeigte, daß Dio noch auf seine Vergangenheit konnte (die Rainbows tauchten immer mal wieder irgendwo auf), während der düstere Rauswerfer „Shame on the night“ die Band zum Abschluß wieder in geheimnisvollen Nebel hüllte. Daneben gab´s wie gewohnt guten Hardrock wie „Caught in the middle“ (schöner Refrain) oder „Invisible“, was dazu führte, daß „Holy Diver“ zu meinem ganz persönlichen Glanzstück des Jahres 1983 avancierte, was im übrigen auch durch die guten Verkäufe bestätigt wurde.
Nach einer ebenso erfolgreichen Tournee erschien ein Jahr später der Nachfolger „The last in line“, eine gute LP, wenn auch nicht so überragend und gleichmäßig gut besetzt wie der Vorgänger. Der Titelsong zählt zum Besten, was Dio je veröffentlicht hat, auch hier ging mir eine Textzeile sofort ins Ohr: „We´re the ship without a storm, we´re the cold inside the warm, we´re the look without a tear, we´re the far without the near, we´re the last in line“ , genial, wie ich finde. Der Opener „We rock“ ging noch besser ab als der von „Holy Diver“ und mit den schnellen „I speed at night“ und „Evil eyes“ gab´s weitere Höhepunkte; der Rest der Songs war zwar nicht schlecht, konnte aber den früher abgelieferten Songs nicht das Wasser reichen, so hatte ich mir vom langen Schlußsong „Egypt“ ein bissel mehr versprochen. „The last in line“ war auffälligerweise in genau dasselbe Artwork wie sein Vorgänger eingebettet (anderes Cover natürlich), aber die Anordnung der Songs sowohl auf der LP (ein schneller Brecher zu Beginn, danach der Titelsong, ein epischerer am Schluß) als auch auf dem Backcover sowie die Credits entsprachen in ihrer Optik genau denen auf „Holy Diver“, getreu dem Motto „never change a winning team“, gell? Massive Unterstützung seitens der Presse setzte ein und die Platte wurde ein ebenso großer Erfolg wie „Holy Diver“, die darauffolgende Tour führte den Maestro im Rahmen der Monsters of Rock auch ins Karlsruher Wildparkstadion (Heimstatt meines geliebten KSC, der mit seinem grausamen Gekicke ewigen Zeiten in der Zweiten Liga entgegengeht, wann wirft endlich mal einer unseren stammelnden, unfreundlichen, unsympathischen Trainer raus? Äh ja, wo war ich stehengeblieben?), wo ich Zeuge eines der besten, wenn nicht sogar des besten MOR´s wurde: AC/DC, Van Halen, Dio, Ozzy Osbourne, Gary Moore, Accept und Mötley Crüe verwandelten 40.000 Fans in eine vereinigte glückliche Schar von Metal-Fans, die für 40,--DM einige der besten Bands aller Zeiten auf einmal geboten bekamen – heute wird man mit 40,--DM an einer Kartenkasse ausgelacht... Im Herbst kam Dio dann zu seiner überfälligen Headliner-Tour nach Deutschland und brachte die seinerzeit göttlichen Queensryche mit – und ich war beim Bund und durfte aufgrund meiner genau da stattfindenden gottverdammten Grundausbildung keinen Urlaub nehmen, um eines der Konzerte zu besuchen, shit happens!!!
Als 1985 dann das „Hear´n´Aid“-Festival für Afrika über die Bühne ging, wollte auch Ronnie James Dio seinen Teil dazu beitragen und veröffentlichte mit namhaftesten Metal-Musikern die Single „Stars“ sowie eine LP, die allerdings beide recht sang-und klanglos untergingen, wenn ich mich recht erinnere. Und das, obwohl zumindest „Stars“ eine schöne Nummer ist, bei dem sich alle relevanten Metal-Sänger das Mikro in die Hand gaben und deren Maxi-Version vor Gitarren-Soli nur so dudelt... Im Herbst des selben Jahres kam dann mit Craig Goldy ein neuer Gitarrist und mit „Sacred Heart“ eine neue LP, die nun zwar optisch ein wenig anders daherkam, von den Songs aber (schneller am Anfang, Titelsong danach) aber wieder Altbekanntes bot, wobei der Titelsong einmal mehr herausragte, ebenso wie das melodische „Rock´n´Roll Children“, ein sehr schönes Stück mit Keyboardklängen im Vordergrund (Claude Schnell gehörte jetzt fest zur Band) und „Hungry for heaven“, welches, wie ich glaube, zu irgendeinem Film verwendet wurde, welches noch kommerzieller, aber immer noch sehr gut war. Der Rest war für Dio-Verhältnisse nur Mittelmaß, was die Fans aber nicht davon abhielt, Anfang ´86 die größten Hallen zu füllen und eine gigantische Show geboten zu bekommen, mit Schlössern, Drachen, Schwertern, Effekten und allem möglichen. Schon damals machten sich einige darüber lustig, heute würden diese Penner wohl alle darüber lachen - stattdessen erschießen sie sich lieber wie Cobain, versinken in Depressionen ob des großen Erfolgs wie Vedder, stehen vergammelt auf der Bühne und schauen wie Zombies zu Boden oder bemalen sich die Gesichter und lassen Kunstblut fließen (was ich aber auch irgendwie genial finde, hi hi...).
Im selben Jahr (1986) erschien dann die Mini-LP „Intermission“, die neben einem neuen Song („Time to burn“, nicht der Rede wert) auch einige Live-Songs bot, u.a. ein Medley mit alten Rainbow-Sachen, eine recht interessante Geschichte, die man als Dio-Fan sorglos kaufen konnte/kann. Die Aufnahmen zum nächsten Album liefen danach auf Hochtouren und 1987 erschien dann „Dream evil“: Wieder ein klein wenig besser als der Vorgänger gab´s mit dem schnellen Eröffnungsstück „Night people“ sowie dem nachfolgenden Titelsong (Anordnung eben wie immer) nicht nur zwei, sondern mit den ebenfalls auf Seite 1 verewigten „Sunset Superman“ (trotz des dämlichen Titels) und dem epischen „All the fools sailed away“ gar 4 Songjuwelen, die schon Großes für die gesamte Platte erwarten ließen. Seite 2 bot dann leider gar nichts mehr, nur noch schwache Songs und so reiht sich „Dream evil“ in die Reihe der zuvor erschienenen Scheiben ein, eben das Übliche, mit einigen wenigen herausragenden Songs und viel Überflüssigem. Auf dem 87er MOR spielten Dio dann in Castle Donington und räumten wie gewohnt ab, schließlich kann sich keiner den stets gespielten Klassikern der alten Zeit entziehen, gell?
Danach wurde es ruhig um den kleinen Sänger, man ließ sich Zeit mit der nächsten LP und bei mir keimte die Hoffnung, daß der Meister sehr wohl die leicht schwächelnden letzten Werke registriert hatte und sich daher ein wenig mehr Zeit ließ. Wie sehr wurde ich enttäuscht: 1990 kam „Lock up the wolves“ und das Wort „schlecht“ untertreibt schamlos, wie sehr Dio hier die Ideen ausgegangen waren. Nicht einmal mehr der Titelsong konnte was reißen, 8 Minuten melodieloses Nichts, ebenso wie all das andere vollkommen enttäuschende Material, welches von den Deppen der „Presse“ in Anbetracht der Ehrfurcht vor bekannten Namen lauthals angepriesen und mit großformatigen Anzeigen belohnt wurde, die die Kassen dieser Revolverblätter klingeln ließen. Bei Dio klingelte die Kasse nicht, zumindest nicht so, wie in früheren Zeiten und das war auch gut so und die gerechte Strafe für schlechte Songs. Bei den Festivals in Dortmund, die vom schon damals sehr rostigen Metal Hammer ausgerichtet wurden, war er aufgrund des Backkatalogs aber wie immer bei den Gewinnern.
Es sollte wieder 3 Jahre dauern, bis Dio was Neues veröffentlichten, vorher erschien 1992 aber noch die sehr empfehlenswerte „Diamonds – The best of Dio“, die man sich als Jungspund (hi hi) zum Einstieg zulegen sollte, zumal die CD sehr günstig zu haben ist. Wie sehr sich Dio in Sachen Songwriting verschlissen hatte, bewies die Reunion der „Mob Rules“-Besetzung 1992, die mit „Dehumanizer“ einen völlig unwürdigen Nachfolger zu den Anfang der 80er erschienenen Kultalben veröffentlichte, monoton in seinen Songs und zum Großteil ideen-und melodielos bei Gesang und Riffs, kein Vergleich zu den von Sabbath zuvor aufgenommenen grandiosen Alben „Tyr“ und „Headless Cross“, die fantastischen Hardrock voller Melodien präsentiert hatten. Ich hatte wirklich schwerste Bedenken, als Dio die Band wieder verließ, weil er sich weigerte, beim „letzten“ Ozzy-Konzert mit Sabbath im Vorprogramm seines Vorgängers aufzutreten (da hätte ich mich auch geweigert), um wieder mit seiner Band Dio weiterzumachen.
Nur wenig später, wir hatten 1993, kam dann auch prompt der nächste Tiefschlag in Form von „Strange Highways“ und es waren in der Tat befremdliche Wege, die der einstmals so geniale Sänger ging: Er sang nicht mehr, sondern brüllte aus Leibeskräften, die Platte floppte in einer eh nicht gerade Metal-freundlichen Zeit gnadenlos. Ich hab´ mir die CD seinerzeit aus der Videothek ausgeliehen (!), was mir als Die-hard-Fan der alten Zeiten nicht leicht gefallen ist, denn früher konnte man alles kaufen, was seinen Namen trug, ohne je enttäuscht zu werden. Die darauffolgende Tour fand in der Regel vor einigen hundert Leuten statt, keine großen Bühnenshows und keine ausverkauften Hallen mit fünfstelligen Besucherzahlen mehr, kein Erfolg und keine Publicity, all das hatte er sich mit seinen schwachen LP´s selbst eingebrockt. Klar, seine Fans, wie der Schreiber dieser Zeilen auch, sind älter geworden, der Verlauf der Rainbow-/Deep Purple-/AC/DC-Tourneen zeigte aber, daß die alten Bands sehr wohl in der Lage waren, ihre alten Fans zu mobilisieren, so sie einigermaßen gute Platten ablieferten.
Dio hat dies nicht geschafft – zu dieser Feststellung kommt man, wenn man sich die letzte Studio-LP „Angry machines“ anhört: Schräge Riffs ohne einen Funken Melodie, langweilig und monoton (da hilft auch die Klavierballade am Ende der CD nichts) und auch der Gesang läßt wie beim Vorgänger genau jene melodische Grenzenlosigkeit vermissen, die mir an Dio ommer so gefallen hat; bei den Texten dasselbe Bild: Gibt es nicht schon genügend Bands, die in ihren Texten Probleme wälzen, anstatt ihren Fans die Flucht aus dem Alltag zu ermöglichen? Genau hier lag auch eine Stärke der alten Dio-Sachen, auch diese gibt es nicht mehr. „AM“ vermittelt die Monotonie einer grauen Hochhauslandschaft und dies empfinde ich als eine Katastrophe, insbesondere, wenn man sich vor Augen hält, daß Dio in Interviews zu „AM“ erzählte, daß er kein Märchenonkel mehr sein wolle. Und so erzählte er eben seine Problemstories, die kein Mensch hören wollte und kleidete sie in den zur Gewohnheit gewordenen grauen Schleier des musikalischen Mittelmaßes.
Aufgegeben hat er trotz miserabler Verkäufe und schlecht besuchter Tourneen nicht, denn 1998 erschien mit „The last in live“ eine Live-Doppel-CD mit allem, was Dio-Fans einst glücklich gemacht hat, mit gutem Sound und gutem Gesang, insbesondere das in „Mistreated“ eingebettete „Catch the rainbow“ ist genial, SO sollte Dio auch heute noch klingen....
Zwischenzeitlich erschienen dann die alten Rainbow-CD´s als remasterte Versionen, leider ohne Bonus-Tracks; leider hab´ ich noch keine davon (kommt aber noch) und kann daher insbesondere bei „On stage“ leider (noch) nichts von einem evtl. Soundgewinn berichten. Dies werdet ihr aber bei den Reviews finden, sobald ich im Besitz der CD´s bin, okay?
Vor kurzem erschien dann der Dio-Tribute-Sampler „Holy Dio“ (Dio ist im übrigen die italienische Bezeichnung für Gott, aber wem erzähle ich das?), der viele gute Bands der momentan wieder so angesagten HM-Szene vereinigte (Besprechung bei den Reviews) und gefolgt wurde von der Ankündigung, daß die neue Dio-CD im Oktober erscheinen und den Titel „Magica“ tragen soll. Moment: „Magica“? Hat sich da einer vielleicht Gedanken über seine Rolle als „Märchenonkel“ gemacht? Wäre schön, noch schöner aber wäre es, wenn auch die Musik wieder dem vielversprechenden Titel gerecht werden würde.
Ich bin gespannt.
Frank