Stuttgart, Schleyerhalle
Nein, ich bin nicht über
Nacht zum Fan elektronischer Musik mutiert. DM sind die Lieblingsband
meiner Freundin und ich bin mitgegangen; wobei – es gibt wahrlich
Schlimmeres, Pur oder DJ Bobo z.B., stimmts Guido? Hehe.... Im Ernst,
ich hab viele DM-Sachen gehört, seit ich meinen Schatz
kennengelernt habe und mir einiges davon zugelegt, weil es da verdammt
gute Songs gibt. Und, um es gleich vorwegzunehmen, was da in der
ausverkauften (lt SWR3 14.000 Zuschauer!) Schleyerhalle abging, war
verdammt gut und ebenso beeindruckend. Zunächst mal unterhielt uns
die Vorband The Bravery aus New York (haben sie passenderweise zweimal
gesagt, da sonst kein Schwein gewußt hätte, wer das war)
sehr ansprechend mit ihrem melodischen, manchmal ein wenig an U2
angelehnten Sound und als dann um 21.10 Uhr das Licht ausging, war echt
die Hölle los. DM starteten mit 2 Songs von „Playing the Angel“
(eine richtig gute und düstere Scheibe im übrigen), bevor die
ersten beiden Hits an den Start kamen. Es fiel mir auf, daß die
Band Wert auf eine Mischung legte, die eben nicht Hit an Hit reihte,
sondern immer schön abwechslungsreich war (was bedeutete,
daß ich einiges nicht kannte – ich würde als DM-Fan einen
„Greatest Hits-Fan“ wie mich hassen, der dann auch noch eine Kritik
schreibt, hihi). Der Sound war vom allerfeinsten, glasklar und genau in
der richtigen Lautstärke, da könnten sich einige „unserer“
Bands mal was abschauen, Licht und eingespielte Video-Sequenzen
paßten wie die berühmte Faust aufs Auge und Songs wie „Enjoy
the Silence“, „Personal Jesus“, „Question of Time“ oder „Precious“ sind
einfach klasse, der gewaltige Chor aus singenden und klatschenden Fans
bestätigte dies auch sehr eindrucksvoll. Sänger Dave Gahan
entledigte sich schon nach 2 Songs seiner Oberbekleidung und machte
einen absolut fitten und agilen Eindruck, zugleich überließ
er Martin Gore einige Male die Bühne als Sänger, so bspw bei
der abgespeckten und nur per Klavier vorgetragenen
Gänsehaut-Version von „Shake the disease“, während man Andy
Fletcher nur selten zu sehen bekam, da er sich nur hinter seinen wie
kleine Ufos aussehenden Keyboards aufhielt (meine Ängste
bezüglich allzu elektronischer Sounds wurden im übrigen nicht
bestätigt, DM hatten einen Drummer dabei, das machte die Songs
sehr viel lebendiger). „Everything Counts“ war dann ein weiterer,
frenetisch gefeierter Höhepunkt, bevor die Band mit dem letzten
(sehr ruhigen) Stück „Goodnight Lovers“ die aufgeheizte
Atmosphäre gekonnt herunterfuhr (nur von Gahan und Gore am Ende
des ins Publikum ragenden Laufstegs vorgetragen) und die riesige
Menschenmenge nach knapp über 2 Stunden in die Nacht
entließ. Es war mein erstes Konzert von DM, sollte die Band aber
wieder- und wir Karten bekommen (die 250.000 Tickets der D-Tour waren
im Nu weg), dann werden wir wieder dort sein, auch wenn 65,--€
(Sitzplatz) ein happiger Preis sind. Dafür bekommt man dann
allerdings auch eine der größten Bands der Welt zu sehen,
denn um nichts anderes handelt es sich bei einer Gruppe, die nach weit
über 20 Jahren immer noch eine derartige Hysterie hervorruft und
zugleich das Kunststück vollbringt, daß ihre Hits immer noch
völlig modern und somit zeitlos klingen, während die neuen
Songs genau daran anknüpfen können. Respekt!
Frank