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Kommerzielles Radio oder warum dumme Menschen gesteuert werden müssen

Mit Grausen habe ich verfolgt, wie nach der Fusion von SDR und SWF 3 erstgenannter, wenigstens ab und zu noch rockigere Töne (Whitesnake, AC/DC etc.) spielender Sender im Moloch des SWF aufgegangen ist; zunächst erfolgte ein massiver Einbruch der Hörerzahlen und der Werbeeinnahmen, bis man einen neuen Weg einschlug: Weg mit allem, was mit Rockmusik und/oder Songs aus den 70ern zu tun hat, zum Großteil auch weg mit den Hits der 80er und 90er, dafür eine radikale Hinwendung zu Trends und Hype der Neuzeit.

Mittlerweile laufen aktuelle Chartsongs den ganzen Tag rauf und runter, zum Großteil mehrfach an einem Tag, immer und immer wieder; einmal erkannt, verwendet man dieses Rezept auch gleich dazu, der intelligenzlosen Masse der Hörerschaft vorzugeben, was denn nun ein Hit zu werden hat. So werden zum alljährlich stattfindenden „New Pop Festival“ jede Menge aktueller Eintagsfliegen geladen und dazu neue, unbekannte „Künstler“ gepackt, die man durch geschicktes Dauerspielen schon Wochen vor den Konzerten zu Stars aufbaut (so geschehen bei einer Band namens Watershed und ihrem Song „Indigo Girl“, hier troff der Schleim der Moderatoren aufs Ekelhafteste durch die Lautsprecher, um den hirnlos-gleichgeschalteten Schäflein klarzumachen, daß dies hier die neue Superband sei – wo sind sie in einem oder zwei Jahren, frage ich mich, wenn der gehypte Song lange vergessen und von anderen, ebenso belanglos-gepushten Titeln abgelöst wurde, von deren Interpreten man ebenfalls nie mehr etwas hören wird?). Die Moderatoren verwenden dazu die höchsten Superlative und fühlen sich in peinlichsten Mails oder Anrufen vom Schlage „Ich grüße das ganze SWR 3-Team, ihr habt einfach die beste Musik“ bestätigt, die den von Plattenfirmen gesponsorten Geschmacksverbrechern zeigen, wie gut der ferngesteuerte Plan aufgeht.

Dazu gibt es Product Placement in Sachen Moderatoren, die Namen werden immer und immer wiederholt, um eine Art Beziehung zwischen Zombie am Mikrofon und den Zombies an den Radiogeräten herzustellen (seit neuestem werden 2 Mädels aus dem „SWR 3-Verkehrszentrum“(klingt, als ob sie extra für die lieben Hörer ein riesiges Hochhaus gebaut hätten, in dem hunderte Leute damit beschäftigt sind, Meldungen aus aller Welt zusammenzutragen...) dazu herangezogen, die Staumeldungen zu verlesen – ich habe noch nicht eine ohne Stottern oder Versprecher gehört, peinlich peinlich...). Preisauschreiben werden veranstaltet, Reisen verlost und die Moderatoren in der Weltgeschichte herumgeschickt, um irgendwo auf dem Land die Musik auf Veranstaltungen zu spielen, die eh schon den ganzen Tag im Radio gespielt wird, Hörer können anrufen und wünschen sich genau das, was kurze Zeit vorher schon gespielt wurde, kurzum: Es ist für einen Menschen mit nur einem Funken Musikalität und Verstand schier unerträglich geworden, einem solchen „Programm“ zu folgen. Als besonderen Anschauungsunterricht, wie weit der musikalische  Horizont solcher „Moderatoren“ reicht, nehme ich eine Ansage, die letzt gemacht wurde: „Und jetzt was zum Headbangen im Auto!“, gemeint war die neue Single von Bon Jovi!

SWR 3 steht hier nur stellvertretend für all die anderen Gleichschalter, die sich nur durch ihre Senderbezeichnungen voneinander unterscheiden, aber alle dasselbe tun: Der hirnlosen Masse durch Dauerberieselung neue Hits und Trends vorgeben, die wiederum von den Plattenfirmen vorgegeben werden.

Am schlimmsten aber sind diejenigen, die sich diesen Mist den ganzen Tag anhören und wirklich davon überzeugt sind, Musikgeschmack zu besitzen – diese Idioten bemerken nicht mal, daß sie nur Vorgekautes zum Essen bekommen und Teil einer gigantischen Werbemaschinerie sind, von der sie stets in die gewünschten Richtungen gelenkt werden. Zumeist sind diese Intelligenzbestien noch nicht einmal in der Lage, die Titel der jeweiligen Eintagsfliege aufzusagen und wünschen sich dann „das neue Lied von xy, ich kenne leider den Titel nicht“ – hier sollte ein Wagen vorfahren und die betreffenden Leute einfach... aber lassen wir das.

Darum sind mir all die Bands vom Schlage Manowar, Onkelz (auch wenn ich mit deren Musik überhaupt nichts anfangen kann – die Debatte um deren Texte geht folglich auch total an uns vorbei) etc. so sympathisch, denn von ihnen wird nie auch nur ein Ton gespielt, aber vorderste Chartnotierungen und vorallem volle Konzerthallen erreichen sie trotzdem – oder habt ihr schon von einer ausverkauften Tour vom „neuen italienischen Superstar“ Tiziano Ferro (oder wie man diese Pfeife schreibt, von der kein Mensch jemals wieder etwas hören wird) durch die größten Hallen gehört?

Musikhörer von Welt mit gutem Geschmack kauft sich nämlich nur die Singles dieser „Acts“ (herrlich, wenn der Begriff im Radio verwendet wird, um solche Gurken anzukündigen), pfeift auf den Rest und zu Konzerten solcher „Acts“ geht er auch nicht. Deswegen gibt es auch so gut wie keine und wenn, dann nur im Rahmen von Festivals wie dem „New Pop Festival“ und da warten dann alle nur auf den Hit und das war´s, mehr gibt es ja auch nicht zu hören, auch wenn die betreffenden Konzerte von den geistes- und sinnentleerten Moderatoren dann mit Superlativen wie „wundervoll“ angepriesen werden.

Und ein Jahr später hat man dann von 99% der zuvor noch als Superstars gehandelten „Acts“ (dieses Wort gefällt mir, wo sind denn „Acts“ wie diese unsäglich dumme Bloodhound Gang, die so abgefeiert wurde???) nie mehr was gehört und die Dumpfbacken kaufen eben das „nächste große Ding“.

So verläuft die Spirale immer gleich, landauf, landab und macht mich froh, meinen Verstand behalten und mein Geld in wirkliche Bands  investiert zu haben, die wirklich Instrumente spielen und Songs schreiben können, die auf Tour gehen und nicht gecastet wurden, die lebendig in des Wortes wahrsten Sinne sind und das fortsetzen, was die Vergangenheit an legendären Bands hervorgebracht hat, auch wenn man ihnen trotz vorderster Chartsplazierungen keine Plattform bietet.

Den Dummen aber, denjenigen, die nicht in der Lage sind, eigene Meinungen zu bilden, bestimmte Dinge zu hinterfragen, denjenigen, die zufrieden sind mit dem, was ihnen Industrie und Medien als „trendy“ oder „angesagt“ vorgeben, sei weiterhin souffliert, was sie zu tun, zu mögen und zu kaufen haben.

Sie haben nichts anderes verdient.

Frank