Rock Classics




Wie an allen Ecken und Enden erwähnt, sind wir bereits seit ca. 1977/78 HR-/HM-Fans und haben uns seit dieser Zeit alles gekrallt, was Rang und Namen hat, egal ob Vinyl oder kleine Digital-Scheibe. Im Laufe der Jahre (so ging es zumindest mir) erweitert man seinen musikalischen Horizont Schritt für Schritt, unsereiner hörte sich zunächst mal in die großen alten Hardrock-Bands der 70er rein (Purple, Sabbath, Zeppelin) und nahm diese neben seinen Dauerfaves Lizzy, Maiden, Saxon, Dio oder Priest in seine Sammlung und in sein Herz auf (schnief). Seitdem (und durch den Umgang mit Fans jener Zeit, auch wenn sie diese wie ich nie erlebt haben) steht diese fantastische Zeit der 70er mit all ihren genialen Bands vom Schlage Yes, Jethro Tull, Genesis, Kansas, Neil Young, Allman Brothers, Lynyrd Skynyrd, Pink Floyd usw. bei mir gleichberechtigt neben allem Schwermetallischem und gibt sich, je nach Stimmung, mit In Flames, Arch Enemy, den o.g. NWOBHM-Bands oder den alten US-Metal-Heroen den CD-Player in die Hand. Und eben weil ich diese Bands so vergöttere und sie zudem in einem Maße innovativ waren, das heute leider nicht mehr möglich ist, habe ich mich entschlossen, diesen alten Rockern in Form der „Rock Classics“ ihren Platz einzuräumen. Wundert euch nicht, wenn ihr im Laufe der Zeit mehrere Alben derselben Künstler besprochen findet, denn auch das macht die Klasse der 70er-Gruppen aus: Deren musikalisches Potential reichte über viele Jahre und produzierte einen Klassiker nach dem anderen. So, jetzt aber genug der Einleitung, musikalische Legenden erwarten euch:
 
 

THE ALLMAN BROTHERS BAND
Live at Filmore East

Ganz am Anfang der 70er fabrizierten die Allman Brothers ihr Live-Denkmal mit dem Mittschnitt aus dem legendären Filmore East. Die ursprüngliche Doppel-LP wurde mit unveröffentlichtem Material auf 2 CD´s verbraten und digital remastered, ein dickes Booklet kündet noch dazu von der Geschichte des Konzerts und ermöglicht einem das Eintauchen in die ausschweifenden Improvisationen der Band um die Brüder Duane und Greg Allman. Blues-Rock mit ersten Anklängen an den Southern-Rock (der dann von Lynyrd Skynyrd großgemacht wurde) findet der geneigte Hörer hier, ellenlange Gitarrenausflüge, die nie zu enden scheinen, es ist eine Wohltat, hier zuzuhören. Tolle Versionen von Allman-Klassikern wie „In memory of Elizabeth Reed“ findet man hier ausführlichst dargeboten, vom rund 33-(!) minütigen „Mountain Jam“, der wirklich so gewaltig wie ein Bergmassiv vor einem aus den Boxen kommt, gar nicht zu reden. Absoluter Kult der frühen Rock-Geschichte, der in Hits wie „Jessica“ oder „Ramblin´ Man“ (für mich einer DER Southern-Rock-Songs überhaupt) seine Fortsetzung fand. Leider ohne Duane Allman, den ein tödlicher Motorradunfall wenig später aus dem Leben riß und auch ohne Bassist Berry Oakley, den es beinahe an derselben Stelle auch mit dem Motorrad erwischte und der ebenfalls sein Leben ließ. Bekommt ihr in jedem guten Plattenladen zum Preis einer normalen CD. Paßt aber auf, daß ihr das Doppelpack kauft, denn mittlerweile gibt es auch eine abgespeckte Einerpackung, die ebenfalls digital remastered wurde.

Frank
 
 

PINK FLOYD
Atom Heart Mother

Gleich der Blick aufs Cover dieser Pink-Floyd-CD aus dem Jahre 1970 läßt erahnen, wie abgefahren die Musik dieses Albums daherkommt: Eine Kuh steht auf einer Wiese. Sonst nichts. Kein Bandname, keine Titel, nichts. Einfach nur eine Kuh auf einer Wiese, von hinten fotografiert, die sich umdreht und den Käufer anschaut. Auf der Rückseite dann noch eine Kuh von der Seite beim Grasen, auch hier keine Titel und keine Namen. Völlig aus der Rolle fällt auch das zusätzlich zum dicken Booklet dieser Remasters-Ausgabe beigefügte Rezept (!) für „Original Fränkisches Kuh Hirn Früstück“ (!!) bzw. „Traditional Bedouin Wedding Feast“, da fällt einem nichts mehr ein... Die CD beginnt mit dem über 20-minütigen Titelsong und macht es gleich unmöglich, das Gehörte zu beschreiben: Orchestral zu Beginn, dann setzt die Band ein und der Song wird leise, mit psychedelischen Chören, die nie aufzuhören scheinen, völlig abgefahren eben, aber genial. Auch die anderen 4 Songs stehen für sonderbare, aber innovative Rockmusik, Klavier, Orgel oder Akustik-Gitarre dominieren das Bild und werden am besten in völliger Dunkelheit vor dem Einschlafen genossen. Wer braucht Drogen, zieht euch einfach dieses Ding hier rein und entschwebt in andere Welten, gleitet dahin im drogengeschwängerten Universum von David Gilmour & Co. und freut euch, daß ihr den Trip ohne dieses Zeug haben könnt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie das angekündigte 5er-Box-Set daherkommt, Näheres findet ihr auf diesen Seiten....solange aber mal viel Spaß mit einer völlig abgedrehten CD, die zwar ihren Preis (über 30,--DM) aber auch ihre Wirkung hat.

Frank
 
 

GENESIS
Selling England by the pound

Wie ihr anhand der 4er-CD-Box „Revelations“ bei den CD-Boxen nachlesen könnt, bin ich ein riesiger Anhänger der Genesis-Zeit mit Sänger Peter Gabriel. Damals, in der goldenen Zeit Anfang bis Mitte der 70er beschränkte sich der unsägliche Phil Collins noch aufs Schlagzeugspielen und überließ Maestro Gabriel die musikalische Ausrichtung. Der erste Titel „Dancing with the moonlit knight“ gehört zu meinen Lieblingssongs von Genesis – eine wunderschöne Melodie nimmt einen sofort gefangen und man sieht sich im Laufe der über 8 Minuten seine Kreise mit dem Mondlicht-Ritter in völliger Dunkelheit ziehen. „I know what I like“ verkaufte sich als Single ganz gut, glaube ich, ein netter Song ohne die Genialität des Vorgängers allerdings. Und ohne die des nachfolgenden, über 9-minütigen „Firth of fifth“, welches bis heute zu den Genesis-Klassikern zählt und einen sofort mit Gabriels weichem, warmem Gesang gefangennimmt, Kult! Erwähnenswert noch das abgedrehte „The Battle of Epping Forest“ (über 11 Minuten) sowie eine weitere Sternstunde im Genesis-Schaffen der Frühzeit: „The Cinema Show“! Über 11 Minuten lang eine Kaskade voller lichtdurchfluteter Melodien, die einen von einer besseren Welt träumen lassen. Nein, ich hab´ nichts eingeworfen, hört euch diese positiven, einladenden Stücke einfach mal in Ruhe an und ihr werdet verstehen. Achtet bei einem Kauf aber darauf, daß ihr die remasterten Versionen bekommt, erkenntlich durch den rückseitigen Vermerk „Definitve Edition Remaster“ – hier stimmt neben dem Booklet auch der Sound. Die Songs tun´s sowieso. Pflicht, so wie die anderen frühen Genesis-Werke auch!

Frank
 
 

RORY GALLAGHER
Photo Finish

Rory Gallagher war meiner Meinung nach derjenige, der die Fusion zwischen Rock und Blues am besten vollzog, seine Erfolge gegen Mitte/Ende der 70er sprechen für sich. Die 78er-Scheibe „Photo Finish“ ist ein absoluter Knaller, insbesondere im Rahmen der gerade für einen Spottpreis erhältlichen Remaster-Werke. Der Sound knallt ohne Ende, Rorys Gitarre kracht nur so aus den Boxen, der Opener „Shin Kicker“ steht als Beweis dafür, geil! Daneben findet man noch andere, knackig lospreschende Rocker vom Schlage „Overnight Bag“ (was für eine Gitarre), „Shadow Play“ (eingängig, beinahe ein Ohrwurm) oder „The last of the independants“ (hat er da uns gemeint???). Ganz fein sind auch die den ganzen Gallagher-CD´s beigefügten Bonus-Tracks, insbesondere wenn sie solche Knaller-Qualitäten besitzen wie das hier erklingende „Early Warning“, da geht das irische Trio um den Gitarrenmaestro so richtig ab. Das nachfolgende Album „Top Priority“ erreichte dann 1979 Platz 1 in Deutschland und die Gigs, die er überall spielte (Gallagher war fast nur unterwegs), ließen ihn Legendenstatus erreichen (nachzuhören auf der Killer-Live-CD „Irish Tour“). Wie aus einer beinahe 5-stündigen Sendung des Rockpalasts neulich auf WDR 3 zu entnehmen war, hatte er am Ende seines Lebens mehrere tausend Konzerte gespielt und trank jeden Tag 2 Flaschen Whisky!!! Rory Gallagher starb, noch nicht mal 50-jährig, an Leberversagen. Ein Kompliment für einen Iren?

Frank

JETHRO TULL
Songs from the wood

1977 erschien dieser Tull-Klassiker, einer unter vielen, und ist eine meiner absoluten Lieblings-LP´s von Ian Anderson, Martin Barré & Co. – zusammen mit Barrymore Barlow, John Evans, John Glascock und David Palmer hatten sie die meiner Meinung nach beste Besetzung zusammen, die 78/79 durch die Herzoperation und den nachfolgenden Tod Glascock´s auseinandergerissen wurde. „SFTW“ machte schon auf dem Cover deutlich, daß Anderson´s Flöte hier den Ton noch deutlicher angab als zuvor: Der Maestro sitzt vor einem Lagerfeuer im Wald, sehr rustikal und traditionell, genauso wie die fantastischen Songs vom Schlage „Jack-in-the-green“, „Hunting girl“ (mit schönem Riff von Barré), „Velvet Green“ (tolles Mittelalter-Feeling, man meint, man stünde auf einer Burg und hörte Spielmännern zu) oder „The Whistler“ (flute reigns supreme) oder dem Titelsong mit seinem legendären Text: „I am the wind to fill your sail, I am the cross to take your nail, a singer of these ageless times, with kitchen prose and gutter rhymes“ . Leider ist die CD nicht besonders liebevoll hergestellt worden, das Booklet verdient seinen Namen kaum und ist nur einmal aufklappbar, ohne Texte, Photos etc., da bleibt nur die Hoffnung auf dieselbe Bearbeitung, die auch schon „Aqualung“ (wird von jedem als DER Meilenstein der Band angesehen und ich verstehe bis heute nicht warum) und „Thick as a brick“ (DAS ist ein Meilenstein) erfahren haben. Da dies allerdings zu Ehren des 25-jährigen Jubiläums geschah, müssen wir bei „SFTW“ leider noch bis 2002 warten.... dafür ist die CD recht günstig zu haben und für alle, die auf die momentan so aktuellen Mittelalter-Bands wie Subway to Sally (geil) oder In Extremo (überbewertet) abfahren, einen Versuch wert.

Frank
 


PINK FLOYD
The piper at the gates of dawn

Einen kompletten sonnigen Sonntagnachmittag hat mich diese CD gekostet. Ich mußte sie einfach immer und immer wieder hören, weil ich so etwas abgefahrenes noch nie zuvor gehört hatte. Klar, „Atom heart mother“ oder „Meddle“ sind auch verrückt, aber hier (1968) war noch der frühere Mastermind der Band, Syd Barrett, mit von der Partie, der sich bereits auf direktem Weg zur Paranoia befand, in die er wenig später aufgrund extremen Drogengenusses geriet und die ihn in völlige Einsamkeit und seine eigene Welt trieb. Was wir hier haben, sind 11 Songs, die manchmal nur aus psychedelischen Soundsprengseln bestehen und die Auffassungsgabe von 99,9% aller Musikhörer überfordert. Ich will nicht behaupten, zu jenen 0,1% der Erleuchteten zu zählen, die verstehen, was die Band mit Songs wie „Lucifer Sam“, „The Gnome“ oder dem beinahe 9-minütigen Instrumental-Overkill „Interstellar Overdrive“ ausdrücken wollte, aber ich finde das Teil hier so interessant, daß ich es mir immer und immer wieder anhören kann und mir stets aufs Neue die Frage stelle, wie dieser von Legenden umgebene Syd Barrett damals gelebt und gedacht hat und wie er heute lebt. Fakt ist, daß wir es hier mit einem von Kritikerseite hoch gelobten Debut der späteren Megaseller zu tun haben, welches sich schon das Wörtchen „progressiv“ verdiente, lange bevor Bands wie ELP oder Yes überhaupt anfingen. Die abgefahrenste CD, die ich je gehört habe und nur für diejenigen von euch geeignet, die gerne mal ein wenig experimentieren wollen. Aber sagt hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt...

Frank
 


NEIL YOUNG
Live Rust

Diese Live-Doppel-LP aus dem Jahre 1978 zeigte den kanadischen Songwriter Neil Young in seiner ganzen Bandbreite: Auf LP-Seite 1 standen nur sanfte Akustik-Songs vom Schlage „I am a child“ oder „Sugar Mountain“, auf denen er mit zerbrechlicher Stimme die pure Melancholie herbeirief, bevor er dann die E-Gitarre einstöpselte und mit hammerharten Versionen alte Klassiker á la „Powderfinger“, „Cortez the killer“ (hört euch diese Gitarre an und schließt die Augen, ihr werdet eine staubige Landstraße sehen und einen einsamen Reiter, der einen Dreck auf Country gibt und zu diesen rockigen und doch sentimentalen Klängen langsam in den Sonnenuntergang reitet), „Hey hey, my my“ oder „Like a hurricane“ wieder aufleben ließ. Zu diesem Höhepunkt Young´schen Schaffens gab es auch einen Konzertfilm, der immer mal wieder im TV gezeigt wird und ebenfalls alle Höhepunkte (mit einer grotesken Handlung auf der Bühne) beinhaltet. Die CD kostet überall noch ein Heidengeld, das reicht bis an die 40,--DM heran, so daß man sich überlegen sollte, ob man nicht besser ein gut erhaltenes Vinyl-Exemplar für die Hälfte auf Plattenbörsen erstehen sollte, weil hier auch die Unterteilung in akustische und elektrische Songs besser rüberkommt. „Live Rust“ ist aber auch das Geld für die CD wert, da hier einige der unsterblichsten Songs einer meiner absoluten Lieblings-Sänger verewigt wurden (wie auch bei der kleinen Neil Young-History an anderer Stelle nachzulesen). Ich verspreche euch, wenn ihr von diesen Songs hier infiziert werdet, wird das eine Sucht und ein teurer Spaß bei all den Platten, die Neil Young schon veröffentlicht hat. Legendär.

Frank
 


CROSBY; STILLS; NASH & YOUNG
4 Way Street

Und weil wir gerade bei Neil Young und Live-Scheiben sind: 1970 wurde diese Doppel-LP aufgenommen und schlug ebenso ein wie die anderen Scheiben der besonders in den USA megaerfolgreichen Band. Zu dieser gehörte Neil Young immer nur sporadisch, vielleicht weil er der einzige war, der auch als Solist den selben Erfolg hatte. Wie auch immer, auf „4 Way Street“ zeigt die wohl beste Vokal-Truppe aller Zeiten (hört mir auf mit den Beach Boys, ohne Brian Wilson waren die keinen Pfifferling wert) ihr Können dort, wo man beweisen muß, ob man wirklich so gut ist, wie sich das auf den Studio-Scheiben anhört, auf der Bühne nämlich. Jedes der 4 Bandmitglieder kommt zu seinem Recht, will heißen, es gibt Songs von allen zu hören, wobei es mir insbesondere „49 Bye-Byes“ (geht ab ohne Ende), „Love the one you´re with“ (Paradebeispiel, wie 4 Sänger einen Song nur mit der Power ihrer Stimmen nach vorne peitschen können) sowie die Young-Kompositionen „Cowgirl in the sand“ (schon von „Everybody knows this is nowhere“ von 1969 bekannt), „The Loner/Cinnamon Girl/Down by the river“ (als Medley gebracht) sowie „Southern Man“ (über 13 Minuten) angetan haben, das ist Rockmusik vom Allerbesten, Leute! Die Doppel-CD bekam noch diverse Bonustracks und einen glasklaren Sound spendiert, kostet in diversen Läden rund um KA aber leider an die 60,--DM (!), also hab´ ich mir die Doppel-LP auf einer Plattenbörse für läppische 8,--DM gekauft. Irgendwann wird die CD schon noch billiger...

Frank

LED ZEPPELIN
Houses of the Holy

Wie ich aus diversen Biographien über die Band erfahren konnte, wurde die 73er-LP „Houses of the Holy“ zwar ein großer Erfolg (welche Zeppelin-Platte war das nicht?), wurde aber recht gemischt aufgenommen. Warum? Nun, Page, Plant & Co. hatten sich an verschiedene Stilarten gewagt und diese allesamt auf einer Platte aufgenommen, was man den Jungs ebensowenig nachsehen konnte wie ihren akustischen Ausflug auf „Led Zeppelin III“ einige Jahre zuvor. Ich mag beide Scheiben sehr gerne, auf „III“ wurden mit „Tangerine“, „Going to California“ oder „Immigrant Song“ unsterbliche Klassiker geschaffen und „Houses of the Holy“ weist eine ganze Reihe genialer Songs auf: Angefangen bei „The song remains the same“ (später der Titel ihrer Live-Do-LP), auf welchem John Bonhams Power-Drumming zu bewundern ist, welches den Song so herrlich vorantreibt, über die nachfolgende Ballade „Rain Song“ (schlicht und ergreifend schön), das rockige „Over the hills and far away“ bis hin zu „D´yer mak´er“ (hier experimentierte die Band mit einem Reggea-artigen Rhythmus, keine Angst, ich finde Reggea auch zum Kotzen, aber dieser Titel ist klasse!) und dem düsteren „No quarter“, welches von John Paul Jones´ Keyboards dominiert wird und vor dem geistigen Auge eine dunkle verschneite Landschaft auftauchen läßt, über die ein klirrend kalter Wind weht – allesamt klasse Songs, die ich immer und immer wieder hören kann. „Dancing days“ hab´ ich noch vergessen, ein schön vor sich marschierender Rocksong, der fürs Autofahren geradezu prädestiniert ist und „The Ocean“, welches nach langweiligem Beginn extrem zulegt und ebenfalls zu den Gewinnern der Platte zu zählen ist. Lediglich bei „The Crunge“ (schräg und abgefahren) ist den Jungs nichts Rechtes eingefallen, was aber nichts daran ändert, daß „Houses of the Holy“ zu meinen Lieblingsalben von Led Zeppelin zählt. Die CD wurde (wie alle anderen Zeppelin-CD´s auch) digital remastered wiederveröffentlicht und ist recht günstig in allen einschlägigen Läden zu bekommen, bei 2001 hauen sie die Dinger auch schon mal für läppische 13,95 DM raus, eigentlich schon fast ZU wenig für solche Genialitäten, aber als Käufer soll´s einem recht sein, oder?

Frank
 


GENESIS
Carpet Crawl ´99 (Song)

Hier sei ausnahmsweise mal nur auf einen einzigen Song eingegangen; dieser erscheint auf einer Best of von Genesis, auf welcher aber fast ausschließlich den Fastfood-Pop-Collins-Fans gedient und in gewohntem Maße fast verschwiegen wird, daß die Band bis gegen Ende der 70er genial gewesen ist. Peter Gabriel und Phil Collins trafen sich anläßlich der Hochzeit letzteren Herrens und weil Mike Rutherford und Tony Banks auch anwesend waren, beschloß man, den alten „Lamb lies down on Broadway“-Gassenhauer nochmal neu aufzunehmen. Das Resultat ist zwiespältig: Damit Phil Collins nämlich auch was zu tun bekam, unterlegte man den ruhigen Song mit einem schrecklichen Drum´n´Bass-Rhythmus (wenn der mal nicht sogar vom Computer fabriziert wurde), in dem Versuch, auch für die Kiddies interessant zu klingen, die in ihrer Rap-verseuchten Birne nicht mal das Wissen haben, daß es hier ein über 20 Jahre altes Original gibt. Das ist mißlungen, der neumodische Anstrich paßt wie ein Anzug auf einen Elefanten, schrecklich. Andererseits bleibt „CC“ einfach ein fantastischer Song, an dem nicht mal Phil Collins was kaputtmachen kann und so singt Peter Gabriel (den Großteil, Rest by Collins) genausogut wie damals und der sich sanft einschmeichelnde Refrain bleibt ebenso im Ohr hängen wie damals. Und weil sie im Radio heutzutage (SWR 3, die schlimmste Erfindung, seit es Radiowellen gibt) solche Prachtstücke eh nicht mehr spielen, sondern nur Neuveröffentlichungen zigfach runtergenudelt werden, freue ich mich immer, wenn ich den vertrauten Klang des neuen „CC“ vernehme und drehe den Lautstärkeregler ein wenig nach oben, bevor der gute Eindruck dann von irgendeiner deutsch sprechenden Hip Hop-Lallbacke (ihr seid ja alle soooo cool, ihr Witzfiguren) wieder zunichte gemacht wird. Das Original bleibt aber, ebenso wie das famose Doppel-Album „The Lamb lies down on Broadway“, unerreicht.

Frank
 


MIKE OLDFIELD
Tubular Bells

Aufgrund des 25-jährigen Label-Jubiläums erschien diese Luxus-Version von Mike Oldfields ebenfalls 25-jährigem Opus. Und was sagt uns das? Bingo, das Label hat mit dieser Platte begonnen und aufgrund vieler Mio. verkaufter Exemplare einen ziemlich guten Start gehabt (goldenes Näschen nennt man das). Verpackt in Buchform und mit 32-seitigem Booklet (fest eingebunden) mit allen möglichen Informationen erfreut die hinten eingesteckte, 24-Karat goldverspiegelte CD mit feinstem Sound (mit allem, was aus den 73er Masterbändern und digitaler Technik noch so herausgeholt werden konnte) und macht den rund 45-minütigen Trip zu einem Vergnügen. Die Platte bestand lediglich aus dem Titelsong, Teil 1 um die 25 und Teil 2 um die 21 Minuten lang und bot Synthie-und Keyboardlastige Instrumentalmusik zum Abheben, Träumen, Zuhören, die aber zum Glück noch nichts von der poppig-süßlichen Schwere späterer Oldfield-Alben besaß und eher nach Pink Floyd und deren Monumentalwerken „Echoes“ oder „Atom heart mother“ klangen, wenn auch nicht so rockig (Drums kommen nur ganz selten zum Einsatz). Da das Teil mit 29,99 DM den gleichen Preis wie die normale Version kostete, mußte ich da nicht lange überlegen. Ihr übrigens auch nicht, falls ihr noch irgendwo auf dieses edle Teil stoßen solltet (die normale Version tut´s zur Not aber auch).

Frank
 


STEVEN STILLS
Manassas

In der stetig zwischen allen Mitgliedern hin- und her wechselnden Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Crosby, Stills, Nash & Young gab es auch die eine oder andere Soloscheibe, die ein erstklassiges Niveau erreichte. „Manassas“ gehört ohne Zweifel dazu: 1972 von Stills zusammen mit 6 anderen Musikern eingespielt, fällt zunächst einmal die lange Spielzeit von über 70 Minuten auf (kam als Doppel-LP damals raus); danach wundert man sich dann über die Unterteilung in 4 Kapitel namens „The Raven“, „The Wilderness“, „Consider“ und „Rock & Roll is here to stay“. Hört man sich die CD dann in Ruhe durch, bemerkt man sofort, daß diese Unterteilung auch Sinn macht: Unabhängig vom womöglichen textlichen Zusammenhang bieten die ersten 5 Songs von „The Raven“ bluesig angehauchte Rockmusik, ganz okay, aber nix besonderes. Genial wird´s dann bei „The Wilderness“: Country-angehauchte, mit Steel-Guitar eingespielte Songs („Fallen eagle“, „Hide it so deep“, „Don´t look at my shadow“) wechseln mit sentimentalen Rocksongs der Marke „Colorado“ ab und lassen, speziell wenn über die Autoanlage abgespielt, dieses typisch cool-relaxte Neil Young-Feeling aufkommen (100 oder 120 genügen auf der Autobahn plötzlich, der Ellenbogen legt sich automatisch nach links Richtung Fenster und aller Streß ist vergessen). Beim Opener von „Consider“, „It doesn´t matter“ mit Namen wird´s dann völlig genial, mehrstimmiger Gesang, Hammond-Orgel, lässiges Tempo, absolut geil! „Johnny´s garden“ hält genau dieses Feeling, ist ein wenig ruhiger und könnte wie die meisten vorangegangenen Songs auch auf einem der CSNY-Meisterwerke stehen. Im weiteren Verlauf von „Consider“ steht die akustische Gitarre im Mittelpunkt und schafft zeitlos schöne Rocksongs mit entsprechender Atmosphäre. Das letzte Kapitel beschließt „Manassas“ dann mit den Songs 18 – 20 elektrisch und mit viel Power (hier sei das 8-minütige „The Treasure“ ewähnt), ohne allerdings die relaxte Grundstimmung aufzugeben, bevor die Platte mit dem akustischen „Blues Man“ beendet wird. Die remasterte Version bekommt man für unter 25,--DM, was für alle Anhänger gepflegten 70er-Rocks ein Muß sein sollte.

Frank
 
 

LYNYRD SKYNYRD
Pronounced....

Das Debut der damals noch recht unbekannten Southern-Rock-Band Lynyrd Skynyrd schlug ein wie eine Bombe; kein Wunder, wenn man bedenkt, daß einige der besten Skynyrd-Songs ever auf der Platte stehen: Das beginnt bei der über 7-minütigen Mega-Southern-Ballade „Tuesday´s gone“ (vielleicht eine der schönsten Balladen, die je geschrieben wurden, da schwingt aus jeder Note irgendwie eine tiefe Melancholie mit, die man unbedingt gehört haben sollte) und reicht über „Simple Man“ (würde ich mal als Art Halbballade bezeichnen, heute noch ständiger Bestandteil des Live-Programms), „Gimme three steps“ (flotter Rocker) und kulminiert in einer der größten Hymnen der Musikgeschichte, „Free Bird“! Wer diesen über 9-minütigen Hammer für die Ewigkeit noch nie gehört hat, sollte dies am besten gar nicht erst zugeben, sondern schnellstens nachholen!!! Langsam eingeleitet wird der Song zu einer Art Selbstportrait von Sänger Ronnie van Zant, bevor die Gitarren von Allen Collins und Gary Rossington explodieren und den Song mit gewaltigen Solo-Orgien himmelwärts schicken. „Free Bird“ wurde nach der Wiedervereinigung der Band (Sänger Ronnie van Zant und Gitarrist Steve Gaines starben neben anderen mit der Band involvierten Leuten bekanntlich 1977 bei einem Flugzeugabsturz) zunächst nicht von Ronnies Bruder und Nachfolger Johnny van Zant gesungen, stattdessen spielte die Band den Titel instrumental, der Sänger verließ die Bühne und da, wo sonst immer Ronnie van Zant gestanden hatte, war nur ein Lichtkegel zu sehen, während die Fans den Text übernahmen (toll nachzuhören auf der 87er „Southern by the grace of god“-Live-CD). Mittlerweile hat er die Scheu vor diesem Klassiker aber abgelegt und macht seinem Bruder alle Ehre. „Pronounced...“ bekommt man als lieblose (kein Booklet, nur ein Einlegeblatt, was für eine Schande für solch eine Platte!!!) CD für etwa 18,--DM, in den USA existiert eine remasterte Version davon, die allerdings doppelt so teuer ist.

Frank
 


NEIL YOUNG
Heart of gold

Im Rahmen der Westwood One Radioshows wurde dieses 92er-Konzert von Neil Young ausgestrahlt und landete natürlich sofort auf CD und wird von diversen (ähem....) Leuten zum Verkauf angeboten, hihi... Da es sich wie gesagt um eine Radioausstrahlung handelte, ist der Sound vom Allerfeinsten, besser als so manche offizielle Live-Scheibe, was gleich der akustische Opener „Comes a time“ unter Beweis stellt. Die Platte beginnt ziemlich ruhig, mit „The needle and the damage done“ folgt ein Klassiker von „Harvest“ und auch „Mother Earth“, „Four strong winds“ und der CSNY-Klassiker „Helpless“ halten das Tempo unten, kommen dafür aber mit einer gigantischen Atmosphäre, die man beinahe greifen kann, absolut genial! „Sugar mountain“ ist eines meiner Lieblingsstücke von Neil Young und auch hier verteten, danach folgt „Country home“ und dann wird´s elektrisch, denn es folgt mit „All along the watchtower“ ein Hendrix-Cover, das es in sich hat – über 8 Minuten lang Power bis zum Abwinken. „Farmer John“ und „Change my mind“ beschließen dieses Hammeralbum dann mit teils überlangen Fassungen („Change my mind“ ist hier in einer über 14 minütigen Fassung vertreten) und kreischenden und brüllenden Feedbacks, lassen mich das gute Stück mit einem glücklichen Lächeln zu all den anderen (offiziellen) Neil Young-Klassikern stellen und einmal mehr daran denken, was dieser Neil Young doch für eine Wahnsinnsmusik macht. Enjoy!

Frank
 


DOC HOLLIDAY
Rides again

Ein paar Südstaaten-Rocker tauchten 1980 aus der Versenkung auf, nahmen bis 1983 drei Platten auf und verschwanden dann für über 10 Jahre wieder da, wo sie hergekommen waren. Doc Holliday nannten sich die Jungs und das gleichnamige Debut gefiel mir recht gut. Besser, weil mit herausragenden Songs ausgestattet, ist der 81er Nachfolger „Rides again“ ausgefallen: Das beginnt beim knallharten „Last Ride“ , wo man schon mal die Gitarren vorwärmt, bietet weitere Kracher wie etwa „Hot Rod“ und zeitigt bei „Southern Man“ einen ersten Höhepunkt: Melancholisch und langsam, dann beim Refrain wieder ein wenig schneller, bevor sich die beiden Gitarristen gegen Ende dann so richtig austoben dürfen, Klassiker!!! Kaum zu glauben, aber einen haben sie auf dieser Scheibe noch in der Hinterhand, der die vorangegangenen geilen Songs noch in die Tasche steckt: Das über 6-minütige „Lonesome Guitar“ steht am Ende der Platte und überragt alles, ist quasi das „Free Bird“ von Doc Holliday. „Lonesome Guitar take me home“, so balladesk beginnt das alles, es wird an Atlanta im Bürgerkrieg erinnert und dann, nach etwas über 3 Minuten schlägt der Song um: Plötzlich wird es schnell und was dann an Doppel-Leads und speedigen Soli aus den Boxen kracht, läßt jedem Rocker seine Luftgitarre in die Hand springen, ich konnte mich sogar schon dabei beaobachten, wie ich während des Autofahrens mitgespielt habe, sooo geil.... Hier geht dermaßen die Post ab, daß man diesen Song getrost zu den anderen großen Southern-Rock-Epen „Highway Song“ (Blackfoot) oder „Fall of the peacemakers“ (Molly Hatchet) zählen kann, der alleine den Kauf der eh schon sehr guten Platte rechtfertigen würde. Komisch nur, daß im sehr informativen und toll geschriebenen Buch „Southern Rockers“ (s. Review an anderer Stelle) nicht ein Wort über die Band verloren wird, obwohl auch jede Menge obskures Zeugs aufgeführt wurde. Hm....

Frank

A tribute to Neil Young
(Sampler)

Hier haben wir was ganz Feines: Eine Doppel-CD mit jeder Menge Bands aus Kanada, USA und Europa, die zumeist kein Schwein kennt und die sich an Neil Young-Songs versucht haben, initiiert vom holländischen Neil Young-FC. 37 verschiedene Bands/Sänger sind vertreten und bei solch einer Masse ist das Booklet mit Kurzinfos über die Teilnehmer sehr hilfreich, so erfährt man die jeweilige Besetzung und das Herkunftsland und kann auch noch ein Photo bewundern. Jede Menge wirklich gelungener Versionen finden wir, angefangen von einem Typen namens Tom Stevens („Everybody knows this is nowhere“), über Tom Rapp („After the Gold Rush“), Coal Porters („Ohio“), Continental Drifters („When you dance you can really love“), Steven Roback („The needle and the damage done“), Richard Lloyd (geile Version von „Heart of gold“), Steve Wynn („Time fades away“) u.v.a., von denen noch kein Mensch jemals was gehört hat (bis auf die Indie-Fans bzw. Labels, die das jeweilige Zeugs unter Vertrag haben). Die mir bekannten Künstler machen ihre Sache zum Glück auch sehr gut, so zählt die „Cinamon Girl“-Version von Big In Iowa zu den besten der eh zum großen Teil gelungenen Beiträge, Rich Hopkins und seine Luminarios haben „Like a hurricane“ perfekt eingespielt und Chris Borroughs „Powderfinger“ ebenfalls hochklassig aufgenommen. Am Sound gibt´s trotz verschiedenster Studios und Produzenten auch nichts zu meckern und so fallen die wenigen schwächeren Beiträge nicht sonderlich ins Gewicht, zumal diese Doppel-CD für etwa 35,--DM zu haben ist und viele unbekannte Bands und Künstler vorstellt. Hörenswert.

Frank