Lange bevor all die anderen Magazine im Rahmen des 10. Todestages von Phil Lynott ihre Geschichte brachten, hatten wir im Mortal Sin eine Thin Lizzy-History abgedruckt.  Da ich in der Kürze der damals zur Verfügung stehenden Zeit nur eine recht kompakte Story schreiben konnte und ich durch die Lektüre der beiden englischen Bücher „The Rocker“ und „My boy - The Philip Lynott-Story“ sowie meine Fanclub-Mitgliedschaft im englischen „Thin Lizzy Supporters Club“ noch einige Informationen hinzubekam, entschloß ich mich, eine neue History zu schreiben,  ausführlicher als meine erste und als alle anderen, die je irgendwo erschienen sind. Für alle, die damals schon beim MS dabeigewesen sind, eine Weiterführung und für alle, die die Story noch nicht kennen, hoffentlich die Eintrittskarte in die Musik eine der besten Bands aller Zeiten - Thin Lizzy. Just follow me to the emerald isle...

Los ging´s mit Thin Lizzy 1969, obwohl der Name noch nicht existierte: Der Belfaster Gitarrist Eric Bell sah ein Konzert der Band Orphanage und war von Drummer Brian Downey und Sänger/Bassist Phil Lynott angetan und da er sowieso auf der Suche nach Mitstreitern für eine Band war, sprach er die beiden nach dem Gig an und da es mit Orphanage eh nicht richtig vorwärts ging, verabredete man sich zu einer ersten musikalischen Kontaktaufnahme. Es stellte sich heraus, daß die 3 perfekt miteinander harmonierten und daher beschloß man, es zusammen zu versuchen. Auf den Namen Thin Lizzy kam man durch eine in den 50ern sehr beliebte Comic-Serie, in der ein roboterähnliches Wesen namens Tin Lizzie vorkam. Man änderte den Namen in Thin Lizzy ab und schon hatte man einen Namen für die neue Band, den man im Februar 1970 an die Presse geben konnte. Bedingt durch die Tatsache, daß sowohl Lynott als auch Bell in zuvor recht bekannten lokalen Bands gespielt hatten (Lynott bei Skid Row und den Black Eagles, Bell hatte mit einer Art Tanzkapelle sogar einen Hit), sprang die irische Presse sofort auf die Supergroup an und brachte die Band auf ihren Titelseiten. Die EMI in Irland wurde aufmerksam und verpflichtete das Trio für eine Single, die mit „The Farmer“ auf der A-Seite und „I need you“ im Sommer 1970 erschien und von 500 gepreßten Exemplaren 283 Stück verkaufte und das Engagement der EMI beendete. Dafür landete man bei Decca, deren Vertreter man durch einen der zahllosen Gigs überzeugen konnte, so daß man alsbald das  Debut  aufnehmen konnte, welches im April 1971 erschien und wie der Nachfolger  „Shades of a blue orphanage“ (März ´72) ein wenig unschlüssig zwischen Folk, Blues und Rock hin und her schwankte. Dazwischen gab´s noch die „A new year“-EP, da man bei Decca nicht sicher war, ob man der Band überhaupt noch eine zweite Chance geben sollte. Anfang ´73 wollte die Band eine Single „Black boys on the corner“ veröffentlichen, auf der B-Seite ein altes irisches Traditional, welches man zum Spaß aufgenommen hatte, „Whisky in the jar“! Decca weigerten sich, „Black boys..“ auf die A-Seite zu nehmen und drehten die von der Band vorgesehene Reihenfolge sehr zu deren Ärger einfach um und „Whisky in the jar“ kam auf die A-Seite. Tja, viele von euch werden diesen wohl bekanntesten Lizzy-Titel kennen, er wurde ein Riesenhit und landete in England auf einem sagenhaften Rang 6 (in Irland Nr.1).

Da die Band der Meinung war, der Titel wäre nicht stellvertretend für die eingeschlagene Richtung nahm man ihn nicht mit auf die  dritte LP  „Vagabonds of the western world“, was den Verkauf nicht gerade förderte; mit „Randolph´s Tango“ und dem genialen „The Rocker“ schob man 2 weitere Singles nach, die beide floppten und Lizzy den Ruf einer Eintagsfliege einbrachten. Im Lager der Band begann sich Ratlosigkeit breitzumachen, man begab sich aber dennoch wieder auf Tour, die 1973 mit einem Gig im nordirischen Belfast endete, der Heimat Eric Bells also. Dieser war dem Alkohol eh nicht abgeneigt und als er nach einem Besuch seiner Tante (!) schon leicht angetrunken in die Halle kam, in der das Konzert stattfinden sollte, genehmigte er sich noch einige Drinks vom bereitgestellten Catering für die Band und ging dann an die Bar, wo er einige Kumpels traf. Diese luden ihn ein und als der Gig endlich stattfinden sollte, war der gute Eric sturzbetrunken. „Ich sah Leute an der Seite der Bühne stehen und als ich kurz darauf wieder hinsah, waren sie verschwunden. Ich hatte komplett den Verstand verloren, warf meine Gitarre weg, stolperte von der Bühne und wurde ohnmächtig. Als mir ein Roadie dann noch eine mit Whisky gefüllte Limoflasche gab und ich die auch noch ausgetrunken hatte, kotzte ich überallhin. Der Gig war eine Katastrophe und es war meine Schuld. Als ich am nächsten Tag ins Hotel ging, wo Phil und Brian in der Lobby saßen, sprachen sie kein Wort mit mir. Ein Roadie meinte, ich solle unseren Manager anrufen. Ich erklärte ihm, daß ich nicht mehr weitermachen könne und er sagte nur, daß er Gary Moore anrufen und fragen würde, ob er die Tour beenden könnte. Phil hatte eine Stinkwut auf mich und sprach lange Zeit nicht mehr mit mir. Aber was sollte ich machen? Ich war fertig, ich mußte weg von dieser ganzen Szene, oder ich wäre draufgegangen. Es hieß Thin Lizzy oder ich und ich habe mich dann doch eher für mich entschieden.“ (Eric Bell).

Nachdem das Management also Gary Moore angerufen hatte, setzte dieser sich ins Flugzeug und half der Band bei ihren Januar-Konzerten in Irland und einer erneuten UK-Tour sowie der Single „Little Darling“ (1974) aus. Es stellte sich aber recht schnell heraus, daß Lizzy auch auf Moores Gesundheit keinen positiven Einfluß nahm, denn er war so gut wie jeden Abend betrunken (NACH den Gigs allerdings) und er erkannte, daß es besser wäre, sich etwas Ruhigerem zuzuwenden und so wanderte er zu Colosseum II ab, um mit John Hiseman zusammenzuarbeiten. Die anstehenden Gigs in Deutschland absolvierten Thin Lizzy mit 2 Aushilfsgitarristen und zwischenzeitlich sah es so aus, als ob die Band auseinanderbrechen würde, denn auch Brian Downey verlor die Lust und mußte von Phil Lynott zum Bleiben überredet werden.

Beide trafen kurz darauf in London auf den jungen schottischen Gitarristen Brian Robertson, der Lynott und Downey schier von der Bühne blies, als er vorspielte und den Job nicht nur aufgrund der Lautstärke erhielt, mit der er loslegte. Man entschied sich dann dafür, einen weiteren Gitarristen hinzuzunehmen und fand diesen in Scott Gorham, einem Amerikaner. „Ich kam zum Vorspielen und fand die 3 Jungs im Dunkeln sitzen und stehen. Sie hatten schon jede Menge Leute getestet, wie mir schien und waren entsprechend genervt. Als ich reinkam, meinten sie ‘Oh, da ist noch einer und oh Gott, er ist Amerikaner und er trägt eine vollkommen abgefahrene Jacke und schlecht sitzende Jeans und oh, er hat eine Kopie einer japanischen Les Paul, TOLL!’ Ich denke, sie waren nicht gerade beeindruckt von meinem Auftreten. Wir spielten ein Stück und dann verließ Phil die Bühne und keiner sagte ein Wort. Er verschwand in einem kleinen Nebenzimmer und tauchte kurz darauf wieder auf. Wir spielten noch einen Song, Phil verschwand erneut und kam wieder zurück. Das ging die ganze Zeit so weiter, vier oder fünf Songs lang und ich dachte ‘Oh Mann, wo bíst Du denn da gelandet, die Typen sind nicht ganz dicht’, als Phil meinte, wir sollten nach nebenan gehen und uns die Bänder anhören. Ich war vollkommen überrascht und auf meine Frage, welche Bänder er meinte, meinte Phil: ‘Na die, die wir soeben von Dir aufgenommen haben!’. Deswegen also war er nach jedem Song verschwunden! Die Aufnahmen bzw. mein Part waren gut und wenig später hatte ich den Job.“

Mittlerweile war der Decca-Vertrag ausgelaufen und man bewarb sich bei anderen Labels, wo man aber nur Absagen erhielt. Schlußendlich landete man über Umwege bei Phonogram und besuchte den verantwortlichen Mann in dessen Büro, wo ihm die Lizzy-Manager Chris Morrison und Chris O´Donnell ein neues, noch mit Gary Moore aufgenommenes Stück vorspielten. „Es war „Still in love with you“ und der A+R-Mann fuhr voll auf das von Gary Moore gespielte Solo ab. „Und dieser Bursche ist ein 17-jähriger und kommt aus Glasgow?“ Er meinte Brian Robertson und als ich sah, wie Chris O´Donnell gerade sagen wollte, daß das Gary Moore auf dem Tape sei, verpaßte ich ihm einen Tritt unter dem Tisch und meinte schnell: „Ja, ist er nicht brilliant? Er ist erst 17 und wird immer besser!“ Wir bekamen den Deal!“ (Chris Morrison).

In dieser Besetzung ging man 1974 ins Studio, um „ Nightlife“ aufzunehmen, eine LP, die noch nicht das große Potential aufzeigte, welches die Band besaß. Die Platte hört sich ganz und gar nicht nach einer Hardrockscheibe an, viel zu soft und glatt kamen die Songs rüber. Die Hauptschuld lag laut Aussagen der Band bei Produzent Ron Nevison, den man eigentlich aufgrund seiner fetten Gitarrensounds bei Bands wie Bad Company ausgewählt hatte und mit dem man andauernd Diskussionen über alles mögliche führte. „Es war die erste Platte, die ich machte, und es war keine besonders schöne Erfahrung“, so Robertson. „Als ich meine Verstärker aufbaute, meinte Nevison, ich könne nicht so laut spielen und gab mir lediglich einen Mini-Verstärker. Beim Solo von „Nightlife“ hatte ich dann genug: Ich schloß meine Gitarre direkt am Mischpult an und sagte zu ihm, er solle sich zum Teufel scheren, ich würde das jetzt auf meine Art machen. Den Jungs gefiel es und das Solo kam auf die Platte. Als wir zu „She knows“ kamen, sollten wir einige Backing-Vocals aufnehmen und es kam wieder zu endlosen Diskussionen, worauf Scott und ich beschlossen, in einen Pub zu gehen. Als wir zurückkamen, meinte Nevison, wir wären betrunken und beklagte sich ausführlich über uns. Also sagte ich ihm, er solle die verdammten Backing-Vocals doch selbst singen, was er dann auch tat. Als wir uns sein Resultat dann aber später anhörten, bemerkten wir, daß er stimmlich extrem danebenlag und der Chor total schräg rüberkam. Er bemerkte das natürlich auch, aber anstatt es zuzugeben, mixte er seinen Gesang so weit zurück, daß er nicht mehr zu hören war. Als er am Ende dann den Endmix machte, schob ich unbemerkt einen Regler hoch und der Song wurde in aller Herrlichkeit mit seinen schrägen Chören aufgenommen. Ich lache heute noch darüber, wenn ich den Song höre.“ „Nightlife“ ist keine Platte, die man als typisch für den bekannten und noch folgenden Lizzy-Sound  bezeichnen kann; wie bereits erwähnt, ist die Produktion sehr zurückhaltend und zahm, die Songs sind allerdings ebenfalls nicht dazu angetan, 1974 einen Stern am Hardrockhimmel aufgehen zu sehen: Da kommen ganz leise Töne wie bei „Frankie Carroll“, „Dear Heart“ oder „Showdown“, die so gar nicht auf die härtere Seite der Band hindeuten, lediglich bei „Philomena“ (Phil´s Mutter gewidmet), „Sha-la-la“ und „It´s only money“ wird´s etwas härter. Insgesamt gesehen ein höchst durchwachsener Start für das neue Label Phonogram, welcher sich mit etwa 10.000 verkauften Exemplaren auch nicht gerade zum Verkaufsschlager entwickelte.

Im März ´75 kamen Lizzy zum ersten Mal in die USA, um dort eine Tour zu spielen, die sie, als völlig unbekannte Band, an die denkwürdigsten Plätze brachte, so u. a. zu  einem Open-Air, welches sich als Folk-Veranstaltung mit Peter, Paul und Mary herausstellte. „Wir haben alles in Grund und Boden gespielt, so laut wir nur konnten“ erinnert sich Brian Robertson noch daran. Es folgten einige Gigs mit BTO und im Juni ging´s wieder ins Studio - nach all dem Ärger, den man mit Ron Nevison gehabt hatte, produzierte man nun selbst. Ganz zufrieden konnte man aber wieder nicht sein, denn laut Scott Gorham „gab es zu viele seichte Sachen auf der  Platte“, die mit „Rosalie“, dem wunderschön-melancholischen „Wild one“ oder dem harten „Suicide“ aber dennoch einige Klassiker zu bieten hatte und um Klassen besser als alles bisher aufgenommene ausfiel. Von „Fighting“ wurden etwa 20.000 Stück verkauft, ein beachtlicher Fortschritt, aber eben immer noch nicht sehr viel, was die Plattenfirma an ihrer Entscheidung zweifeln ließ, ob es richtig gewesen war, die Band unter Vertrag zu nehmen. „Das verstanden wir nicht“, meinte Brian Downey hierzu, „wir spielten beim Reading-Festival zusammen mit Bands wie Yes und Supertramp,  unsere Konzerte wurden immer besser und auch immer besser besucht und erste Titelseiten in der Presse bekamen wir auch. Die Plattenfirma aber wollte einen Hit und den hatten wir nicht.“

Die Band tat sich wenig später mit dem Produzenten John Alcock zusammen und begann mit dem Album, welches den Durchbruch bringen sollte: „ Jailbreak“! „Wir verstanden uns blind und spielten aufgrund der vielen Konzerte sehr gut zusammen, auch wenn es ständig Ärger zwischen Phil und mir gab“, so Robertson. „Wir entwickelten die doppelläufigen Gitarren, dieses Zusammenspiel, wie es schon Wishbone Ash gemacht hatten, in Richtung Hardrock und plötzlich war das unser Markenzeichen.“ Den endgültigen Durchbruch verschaffte die vorab veröffentlichte Single, die zum größten Hit der Band avancieren sollte: „The boys are back in town“. Ursprünglich „GI Joe is back in town“ betitelt und aus einem Comic entnommen, änderte Lynott, der schon immer einer träumerischen Gang-Beziehung zwischen Band und Fans nachhing, den Titel entsprechend und die Single wurde in den Staaten veröffentlicht und erreichte die Top 20! Nun hatten Phonogram ihren Hit und „in ihrer unübertroffenen Weisheit entschieden sie, daß man nach dem Erfolg in Amerika den Titel nun vielleicht auch in GB als Single herausbringen könnte“, so Chris O´Donnell. Nr. 8 in England und Nr. 1 in Irland waren die Ergebnisse, von denen auch die wenig später veröffentlichte LP profitierte, denn sie verkaufte sich bis heute 2 Mio. mal! Die Platte ist die bis dato beste, Songs wie „Jailbreak“, „The boys are back in town“, „Cowboy Song“ und das keltisch angehauchte „Emerald“ sind genial und ein Paradebeispiel für den Twin-Guitar Lizzy-Sound, den die Fans auch heute noch im Gedächtnis haben.

Nun wurden auch die Konzertangebote besser, man spielte in den USA mit REO Speedwagon, Styx, Journey und schließlich sogar mit Rainbow, getreu Robertsons Motto „Laßt die Bühne in Blut zurück und schaut dann zu, wie der Headliner darauf ausrutscht.“ Eine Gelbsucht bei Phil Lynott machte alle Pläne mit der Rainbow-Tour jedoch zunichte, wie Manager O´Donnell erzählte: „Phil wurde während der Rainbow-Tour ernsthaft krank und ging in ein Krankenhaus, wo man eine Gelbsucht feststellte und ihm strikte Ruhe verordnete. Ich rief wenig später dort an und der Arzt war schockiert, daß Phil noch nicht wieder nach England zurückgeflogen war, denn nur auf dieses Versprechen hin hatte man ihn überhaupt erst wieder entlassen! Phil war der Meinung, daß die Band die Tour doch so nötig brauchte und wollte die Gigs durchziehen, doch er begann schon, sich gelb zu verfärben und ich steckte ihn in den nächsten Flieger.“ Doch wie bei vielen Stories um Thin Lizzy gibt es auch hier eine heitere Seite, denn Rainbows Crew behandelte die von Lizzy sehr schlecht und es gab einigen Ärger, woraufhin O´Donnell zu Bruce Paine, dem Rainbow-Manager ging und drohte, daß Lizzy die Tour sofort beenden würden, wenn man nicht besser behandelt werden würde. „Da sie uns nicht ernst nahmen, sagte ich der Crew, sie solle einpacken, wir würden zurückfliegen. Was ich dem Rainbow-Manager natürlich nicht sagte, war, daß wir die Tour aufgrund Phils Krankheit sowieso hätten abbrechen müssen. Jetzt flippten sie bei Rainbow aus, denn sie brauchten uns, um die Hallen vollzumachen, da wir in den USA recht bekannt waren. Bruce Payne kam sogar in mein Hotel und versprach, uns alles zu geben, was wir wollten, wenn wir nur die Tour weiterspielen würden. Ich sagte ihm, jetzt wäre es zu spät. Ich weiß bis heute nicht, wie ich ein ernstes Gesicht dazu machen konnte.“ Bei allem Spaß über diesen Streich bedeutete der Abbruch der US-Tour mit der erfolgreichsten LP im Rücken aber dennoch einen herben Rückschlag für die Band.

Nachdem sich Phil Lynott erholt hatte, erschien „ Johnny the fox“ nur 6 Monate später, weil die Plattenfirma den Erfolg auskosten wollte und verkaufte sich prächtig (Nr. 12 in England), auch wenn mir die LP nicht so gut gefällt. Lediglich der treibende Titelsong, der Hit „Don´t believe a word“ sowie „Massacre“ und der schöne Beginn von „Fools gold“ können mich begeistern, der Rest ist Standard, guter Hardrock zwar, aber eben nichts Umwerfendes. Weitere Konzerte in GB folgten, bevor im November/Dezember erneut eine US-Tour abgesagt werden mußte - diesmal lag es an Brian Robertson, denn dieser verletzte sich einen Tag vor dem Abflug in die Saaten dermaßen an der Hand, daß er nicht spielen konnte. Er hatte bei einem Streit in einer Bar 3 Leute krankenhausreif geschlagen und sich dabei mit einer Flasche verletzt. Robertson beteuert bis heute, daß er nicht betrunken war, sondern lediglich einen Streit schlichten wollte! Wie auch immer, Lynott überredete Gary Moore, eine weitere US-Tour mit Queen mitzumachen, was den Bekanntheitsgrad der Band enorm steigerte.

Als die Tour beendet war, schlug Moore das Angebot aus, fest bei Thin Lizzy zu bleiben und Lizzy begannen die Aufnahmen zum 77er-Album „Bad reputation“ als Trio. Scott Gorham spielte alle Gitarrenparts ein und als fast alles im Kasten war, fragte Lynott wieder bei Brian Robertson an. „Ich hatte gerade mit Jimmy Bain Wild Horses gegründet und dachte, ich wäre besonders schlau, wenn ich meinen vorübergehenden Einstieg mit der Bedingung koppelte, daß auch Bain vom Lizzy-Management betreut werden sollte, was ein Fehler war. Ich war ein arrogantes Arschloch damals und wußte eben alles besser“, so Robertson später. Um es dem Jung-Gitarrero heimzuzahlen, wurde die Band auf dem Cover lediglich als Trio abgebildet, Robertson fand sein Bild nur auf dem Innersleeve. „Bad reputation“ wurde Nr. 4 in England und verkaufte sich ebenfalls wieder sehr gut - die Platte ist auch sehr gut geworden, alleine der melancholische Opener „Soldier of fortune“ ist das Geld für die ganze Platte wert, mit schönen Doppel-Leads und trauriger Grundstimmung, genial! Der Titelsong zeigt die härtere Seite der Band, „Opium Trail“ hat eine tolle Gitarrenmelodie, ebenso wie das ruhigere „Southbound“ und der einmal mehr als Single erfolgreiche Song „Dancing in the moonlight“ (Nr. 14 in England, Nr. 2 in Irland), ein Lizzy-untypischer Titel mit Saxophon und relaxter Atmosphäre.

Die darauffolgende US-Tour sah die Band zum ersten Mal als Headliner, Lynott aber benahm sich fremdartig arrogant und mürrisch, was viele im Lizzy-Troß auf seinen gesteigerten Tabletten- und Drogenkonsum zurückführten. Teilweise stammte seine Unzufriedenheit aber auch daher, daß man in den USA den Erfolg von „The boys are back in town“ nicht wiederholen konnte, alle in Europa erfolgreichen Nachfolge-Singles floppten in den Staaten, was aber auch an der schlechten Arbeit des US-Labels Mercury lag, was einen Wechsel zu Warner Bros. in den USA zur Folge hatte. Gleichzeitig ermahnte Lynott Phonogram, die Band in Europa nicht zugunsten der gerade gesignten und äußerst erfolgversprechenden Dire Straits links liegen zu lassen. Gesagt, getan, um die Message im eigenen Land auch stilecht rüberzubringen, entschied sich die Plattenfirma, eine große Luxus-Limousine für die Tour zu chartern, in der genug Platz für die Band und im Kofferraum für Getränke etc. sein sollte. „Mit Lizzy klappte aber nie, was geplant war, denn sie stopften dermaßen viel Zeug in den Kofferraum, daß dieser nicht mehr richtig schloß und so hielten sie den Deckel mit einem Drahtkleiderbügel unten, den sie in einem Hotel hatten mitgehen lassen. Natürlich zerstörte dies total den Luxuslook und die Opulenz, die ein solches Gefährt verbreiten sollte. Ich sagte ihnen, sie wären die smallest-time big band, mit der ich je gearbeitet hatte. Ihr Management war deswegen total genervt, denn eine Limousine, deren Kofferraum mit einem Kleiderbügel zusammengehalten wurde, sah überhapt nicht Rockstar-mäßig aus. Für mich brachte das Thin Lizzy auf den Punkt.“ (John Burnham, Plattenfirma).

1978 sah dann Lizzys erolgreichste LP überhaupt, ein bis heute als Klassiker anerkanntes Live-Doppelalbum, bis heute das meistverkaufte Live-Album in GB und mehrere Mio. Exemplare weltweit absetzend: „Live and dangerous“. Zuvor erschien noch das begleitende Video und die vorab als Single veröffentlichte Live-Version von „Rosalie“ erreichte Platz 20 in GB und bereitete den Weg für die 2 Monate später erscheinende LP. Mitgeschnitten größtenteils im Londoner Hammersmith Odeon bietet die Platte alles, was das Herz begehrt, vom guten Sound angefangen bis zur schönen Aufmachung mit unzähligen Photos und der grandiosen Songauswahl mit der Bombenstimmung im Publikum finden wir hier ein Stück Hardrock-Geschichte, die sich keiner entgehen lassen sollte!!! Brian Robertson flog kurz danach dann endgültig raus, da Lynott es satt hatte, ihn andauernd mit irgendjemand Ärger anfangen zu sehen und Gary Moore (wer hätt´s denkt) kam zum dritten Mal in die Band. Drummer Brian Downey war total am Ende und stieg kurz darauf ebenfalls aus, kehrte aber zu den Aufnahmen der nächsten LP wieder zur Band zurück.

1979 erschien die für mich beste Lizzy-LP überhaupt, „Black Rose“, die mit „Waiting for an alibi“, der Ballade „Sarah“, „Got to give it up“ (ein Song übers Trinken und seine Folgen, dessen Text Lynott als Warnung hätte nehmen sollen) und „Do anything you want to“ hochwertigstes Material bot, abwechslungsreich und melodisch. Absolut umgehauen hat mich aber der Titelsong, eine Geschichte basierend auf einem von James Clarence Morgan übersetzten gälischen Gedicht, die von zwei unheimlich schön gespielten Gitarren untermalt wird, die gekonnt irische Folklore mit in den Song einfließen lassen und so für die nötige Atmosphäre sorgen. Die Platte war ein riesiger Erfolg und erreichte Platz 2 in der englischen Hitparade, nur vom „Grease“-Soundtrack an der Übernahme des Spitzenplatzes gehindert.

Die Reihe war nun wieder beim leidigen Thema des Gitarristen, denn Gary Moore und Phil Lynott kamen einfach nicht miteinander aus, die Darstellungen von Lizzy-Management und Moore gehen in Sachen Schuldfrage auseinander - wie dem auch sei, Moore verließ die Band diesmal endgültig und nach einem zwischenzeitlichen Gastspiel von Midge Ure, der sowohl Gitarre als auch Keyboards bediente sowie von Dave Flett (spielte u. a. auf der genialen LP „Watch“ von Manfred Mann´s Earth Band Leadgitarre), wurde mit Snowy White ein neuer Mann präsentiert, der alles, nur kein Hardrock-Gitarrist war, spielte er zuvor doch u. a. mit Pink Floyd auf deren Tourneen.

Phil Lynott war 1978 Vater seiner ersten Tochter Sarah geworden (der auch das gleichnamige Stück auf „Black Rose“ gewidmet ist) und im Februar 1980 heiratete er die Mutter, Caroline Crowthers, die im selben Jahr Cathleen zur Welt brachte. 1980 erschien auch seine erste Solo-LP mit Namen „Solo in Soho“, die mit „Kings´call“ einen kleinen Hit enthielt, ansonsten mit recht stilfremder Musik ankam und für den einen oder anderen Lizzy-Fan sicher verwirrend gewesen ist. Mir gefällt die Platte aber ausgezeichnet, denn mit Ausnahme des schrecklichen Synthie-Songs „Yellow Pearl“ finden wir hier gute Pop-/Rock-Songs, die zwar nichts mit Thin Lizzy zu tun haben, aber dennoch hörenswert sind. Mit Darren Wharton kam wenig später ein erst 17-jähriger Keyboarder bei Lizzy hinzu und viele runzelten nun die Stirn: White war ein toller Gitarrist, aber eine blasse Gestalt, die bewegungslos und in sich versunken auf der Bühne stand, während die anderen die Show machten und Keyboards paßten eigentlich nicht zu Thin Lizzy.

Die Zeichen standen allerdings weiterhin sehr gut, denn im September 1980 erschien die Single „Killer on the loose“ und erreicht die Top Ten in England. Zusätzlich bekam man Ärger mit diversen Frauenrechtsorganisationen, die der Band die Verherrlichung von Vergewaltigungen vorwarfen und so nur für weitere gute Promotion sorgten. „Chinatown“ erschien dann wenig später und ich muß gestehen, daß ich nicht allzu viel mit der Platte anfangen kann, denn bis auf den Titelsong und die erwähnte Single war Ebbe, was gute Songs anging. Die Band ging auf Tour nach Australien und Skandinavien und begann gegen Ende des Jahres mit den Aufnahmen zur nächsten LP. Im März 1981 veröffentlichte die Plattenfirma die „Adventures of Thin Lizzy“, eine Best of, die 2 Jahre später als „Lizzy Killers“ nochmals erschien  - erstgenannte Version brachte der Band immerhin eine Goldene Schallplatte in England ein.

Renegade“ erschien im November 1981, was zur Folge hatte, daß Lynott´s zweite Solo-LP aufs nächste Jahr verschoben wurde, da man nicht wie bei seiner ersten Soloscheibe das Risiko eingehen wollte, einer gerade erschienenen Lizzy-LP aufgrund des stilfremden Materials und der damit einhergehenden Verwirrung der Fans die Käufer abzugraben. „Renegade“ ist klasse, obwohl sie allgemein nicht besonders gut weggekommen ist; ich weiß nicht, vielleicht liegt meine Begeisterung auch darin begründet, daß dies damals meine erste Lizzy-LP war?! Wie dem auch sei, der Opener „Angel of death“ kriecht mit düsterem Keyboardsound aus den Boxen und schlägt dann in einen waschechten Metal-Song um, während der Titelsong eher die ruhigen Töne bevorzugt. „Hollywood“ war Lizzys Versuch, einen US-Hit zu landen, was aber fehlschlug, während „Fats“ beinahe schon jazzig daherkam, irgendwie vollkommen cool und relaxt; „It´s getting dangerous“ war dann ein typischer Lizzy-Rocker, melodisch und von dieser gewissen Melancholie beseelt, die z.B. das wunderschöne „Wild One“ ausgezeichnet hatte. Leider floppte die LP, denn nur 6 Monate nachdem die Best of  Platz 6 in England erreicht hatte, brachte es „Renegade“ nur auf Platz 38, was meiner Meinung nach aber auch damit zu tun hatte, daß zu jener Zeit viele erstklassige Metal-Alben erschienen sind, die hoch in die Charts kamen und mit ihren wesentlich härteren Sounds den melodischen Hardrock Thin Lizzys ein wenig in den Hintergrund drückten.

Die Kritik nahm also zu und auf der Tour auch Lynott´s immer schon zu hoher Drogenkonsum. Er war um seine Rolle aber auch nicht zu beneiden, denn aller Druck lastete nur auf ihm, insbesondere bei Konzerten: Waren früher Brian Robertson oder Gary Moore ein zweiter Blickfang, so konnten Snowy White oder Darren Wharton diese Rolle absolut nicht übernehmen, wollten es wohl auch gar nicht. Als White wenig später ausstieg, ging mit Chris O´Donnell auch die eine Hälfte des Managements mit: „“Chinatown“ war totaler Schrott und als dann noch ein Keyboarder hinzukam, war die Sache für mich gelaufen. Die Band war am Ende und ich hatte genug.“

Als nächstes stand der Release von Lynott´s zweiter Solo-LP an - „The Philipp Lynott-Album“ hieß das gute Stück, welches wesentlich schwächer als „Solo in Soho“ ausfiel; dies lag nicht an den einmal mehr stilfremden, andersartigen Songs, sondern schlicht daran, daß außer „Cathleen“ (nach „Sarah“ nun ein Song für seine zweite Tochter), „Growing up“, „Old town“ und „Ode to liberty“ keine guten Songs mehr auf der Platte standen.

Wir schrieben mittlerweile 1983 und es gab nicht mehr viele, die von Thin Lizzy sprachen; als auch noch Scott Gorham aussteigen wollte, überredete ihn Lynott, wenigstens noch eine Platte und eine Tour zu spielen. Aufgrund der letzten Scheiben, die sich nicht sonderlich gut verkauft hatten, ließ auch der Kartenverkauf für die vorab avisierte Tour im Frühjahr ´83 nichts Gutes verheißen und das bedeutete, daß das Management die prekäre finanzielle Situation regeln mußte.  Wie das? Nun ,die Lizzy-Organisation war aufgebläht und überteuert, kostete 500.000 Pfund pro Jahr, was ein Wahnsinn war und rund zehnmal so viel wie normal für eine erfolgreiche Band aufgewendet werden mußte: Lynott bestand stets auf Flugzeugen, Limousinen, teuerste Hotels etc.  und dies führte zu Schulden, was letztendlich nur eine Lösung offenließ: Die 83er-Tour wurde als letzte Tour Thin Lizzys vor der Auflösung angekündigt. Die Experten streiten sich darüber, ob Lynott die Band wirklich auflösen wollte, es steht jedoch fest, daß er bereits nach „Renegade“ daran dachte, nach deutlichem Hinweis seines Managements hinsichtlich der Schulden aber von der Farewell-Idee ganz angetan war, um die Schulden zu begleichen und noch ein wenig Gewinn zu machen. Als die letzte LP „Thunder and lightning" aber im März 1983 erschien und bis auf Platz 4 der englischen Charts krachte, sich die Tickets für die Tour wie warme Semmeln verkauften (schlußendlich war alles ausverkauft, egal, wo Lizzy auftreten wollten), wollte Lynott doch weitermachen, doch jetzt war es zu spät; die Presse war bereits groß auf die Farewell-Idee eingestiegen, so daß man nun wirklich einige Jahre Pause machen mußte, bevor man wieder weitermachen konnte.

John Sykes hatte die Tygers of Pan Tang („Spellbound“ und „The Cage“ sind NWOBHM-Klassiker!!!) verlassen, um den Gitarristenposten bei Thin Lizzy zu übernehmen und dies verpaßte der Band einen gewaltigen Kick: Der Titelsong ist schon als Heavy Metal zu bezeichnen und zugleich der härteste Song, den Thin Lizzy je aufgenommen haben, „Cold Sweat“ stand dem in nichts nach, „Holy War“ oder „Heart attack“ waren die typischen Melodic-Rocker, die mit gewohnten Doppel-Leads arbeiteten. „The sun goes down“ hingegen ist ein getragener Song, der den Titel haargenau umsetzte. Daneben gab´s auch bei den anderen Songs keinen einzigen Ausfall zu vermelden, so daß die Kritiken überschäumend positiv waren und Lynott den Abschied noch schwerer machten.

Für den letzten der Hammersmith-Gigs wurden alle je bei Lizzy beschäftigten Gitarristen eingeladen (bis auf Snowy White, der meinte, er hätte eh nie richtig zur Band gepaßt) und spielten einzelne Songs (Gary Moore spielte „Black Rose“, John Sykes „Still in love with you“, Eric Bell „Emerald“), während beim Finale „The Rocker“ alle auf die Bühne kamen und gleichzeitig spielten. Danach ging´s in die Heimat nach Irland, wo der Alkoholkonsum weitere Rekordhöhen erreichte und die gespannte Stimmung innerhalb der Band sichtbar wurde: Auf der einen Seite Scott Gorham und Brian Downey, die schon lange dabei und erleichtert waren, daß nun alles zu Ende ging, auf der anderen Seite John Sykes und Darren Wharton, die noch nicht lange dabei waren und nicht aufhören wollten. Danach ging´s nach Japan, wo Lynott aufgrund der Tatsache, daß er kein Heroin bekommen konnte, launisch und immer unzuverlässiger wurde, bevor dann am 28. August 1983 der Abschlußgig auf britischem Boden, beim Reading-Festival vor 70.000 Fans stattfand: Die Stimmung war bombig, das Konzert ebenso und John Sykes beschrieb eine eindrucksvolle Szene beim Schlußsong „Still in love with you“: „Wann immer Phil die Zeile „Is this the end?“ sang, riefen die Fans in einem gewaltigen Chor „Noooooo!“ und das nahm ihn dermaßen mit, daß ihm die Tränen das Gesicht herunterliefen. Das werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen.“ Die beiden letzten Shows spielten Thin Lizzy dann auf den Monsters of Rock-Festivals am 3. und 4.9.1983 in Kaiserslautern und Nürnberg: Bei ersterem war auch der Verfasser dieser Zeilen zugegen und zerdrückte still und heimlich eine Träne des Abschieds...Dies tat auch Brian Robertson, zu jener Zeit Gitarrist bei den ebenfalls auftretenden Motörhead: „Es war schon traurig: Mit Sykes hatten sie die beste Besetzung seit vielen Jahren und eine tolle Platte im Rücken und dann hörten sie auf.“

Um den Abschied würdig zu feiern, erschien noch eine Doppel-LP mit Namen „Life/Live“, bei der es allerdings zu ernsthaften Problemen kam, denn Lynott bestand darauf, den Mix selbst zu erledigen. „Phil war Tag und Nacht im Studio, verpulverte eine Menge Geld und jedesmal, wenn ich vorbeikam, um reinzuhören, klangen die Songs schlechter“, so Brian Downey. Die Platte sollte eigentlich zu Reading erscheinen, da Lynott aber ewig für den Mix benötigte, erschien sie erst Ende des Jahres, als die Euphorie und der Abschiedsschmerz schon ein wenig nachgelassen hatten. „Live/Life“ ist eine katastrophale Platte geworden und wird einer der besten Live-Bands der Welt absolut nicht gerecht, denn obwohl die Songauswahl erste Sahne ist, reißt der schwache Sound alles in den Keller, verwaschen und künstlich, so daß man sich die Platte wirklich kaum anhören kann.

Mit Phil Lynott ging es stetig bergab, zu seinen mentalen Problemen über den Lizzy-Split und die Trennung von seiner Frau, die die gemeinsamen Töchter mitnahm, kamen auch gesundheitliche Schwierigkeiten hinzu, denn der jahrelange Konsum zunächst weicher und dann harter Drogen forderte nun seinen schrecklichen Tribut. Er stellte zwar die Band Grand Slam zusammen, die Berichten zufolge auch über gutes Material verfügte und ausgiebig in England tourte, es gelang ihm aber nicht, den Schatten Thin Lizzys hinter sich zu lassen. Einmal noch tauchte er im Rampenlicht auf, als er 1985 mit Gary Moore und „Out in the fields“ einen Riesenhit landete und auch auf dessen „Run for cover“-LP ein wenig mitmischte. Kurz vor seinem Tod gelang es ihm dann, einen Solo-Deal bei Polydor zu ergattern, doch sein körperlicher Zerfall war schon zu weit fortgeschritten. Ich möchte mir die Einzelheiten seines Todes ersparen, da ihr diese in den beiden Büchern nachlesen könnt  und mir schon das Lesen dieser Stellen schwergefallen ist - Lynott kam an Weihnachten ´85 ins Krankenhaus und  starb am 4.1.96 an Blutvergiftung und daraus resultierendem Leber-, Nieren-und Herzversagen im Alter von 36 Jahren.

Thin Lizzy mögen nie die ganz großen Stars gewesen sein, nie die gefeierten Idole wie Led Zeppelin oder Deep Purple, aber sie haben trotzdem Millionen von Platten verkauft, waren einer der besten Live-Acts überhaupt und, was das Wichtigste ist, sie spielten grandiose Musik, die sowohl melodisch als auch hart gewesen ist und die Doppel-Leads als Stilmittel im Hardrock-Bereich eingeführt hat.

Nicht nur deswegen wird mir der 3.9.83 immer im Gedächtnis bleiben.

Zitate: Alle Zitate in dieser History stammen aus Mark Putterford´s Buch „The Rocker“, ISBN 1-898141-50-9. Dieses beschreibt die Thin Lizzy-History mit vielen Anekdoten, während das Buch „My boy - The Philip Lynott-Story“, von seiner Mutter Philomena geschrieben, mehr auf die Person Lynotts ausgerichtet und wesentlich gefühlsbetonter ist.

CD´s: Alle als Nice Price erhältlich, vor kurzem sind die Scheiben von „Nightlife“ bis „Black Rose“ als digital remasterte Versionen erschienen, die ebenfalls auf der Billigpreis-Schiene laufen. Von den unzähligen Best of-Samplern empfehlen sich „Wild one - The very best of Thin Lizzy“, da digital remastered, aber auch „Dedication - The very best of Thin Lizzy“ ist sehr gut (nicht remastered), zumal nur dort der Übersong „Dedication“ enthalten ist, der 1990 nachträglich von Brian Downey und Scott Gorham aus Gesangsbruchstücken Phil Lynotts zusammengesetzt und mit Musik versehen wurde. Die neben „Live and dangerous“ beste Live-Scheibe erschien 1993 und heißt „BBC Radio One in Concert“ und bietet einen Mitschnitt des 83er-Reading-Abschlußkonzerts mit tollem, rauhem Live-Sound und gigantischer Atmosphäre, womit der Live-Band Thin Lizzy ein würdiges Andenken bewahrt wurde.

Fanclub: Bei Interesse könnt Ihr dem Thin Lizzy Supporters-Club schreiben, der letztes Jahr wieder neu gestartet wurde - für 12 Pfund pro Jahr werdet Ihr Mitglied und erhaltet Newsletter, Preisauschreiben, könnt Brieffreunde finden u.v.m.. Erwähnenswert: Die Antwort auf meinen ersten Brief traf nach nicht einmal einer Woche bei mir ein - da können sich viele FC´s ein Beispiel nehmen!!!
Adresse: Thin Lizzy Supporters Club, PO Box 40 24, Tooting, London (IRC beilegen!)

Frank